Mittwoch, 10. Dezember 2014

Vorschau

Ich bin schrecklich beschäftigt. Die Briten machen ja gern lange Weihnachtsferien, aber das bedeutet eben, dass vorher alles erledigt werden muss - und im Kopf ist für den Blog kein Platz mehr. Es tut mir sehr leid, ihr Lieben.

In eigener Sache will ich euch aber eine kleine Vorschau aufs nächste Jahr geben und Werbung machen:
Lest hier mehr über meine Zusammenarbeit mit The Other Room!


Sonntag, 9. November 2014

Hit the ground running!


Im Englischen gibt es ein Idiom: "hit the ground running" [von dict.cc übersetzt als "sofort alles im Griff haben"]. Wenn unsere Tutoren beschreiben, wie wir unsere Projekte in Angriff nehmen sollen, benutzen sie das gern. Auch wenn es in meinem Kopf nachwievor schmerzhaft aussieht, rennend auf den Boden zu knallen. Naja.
Allerdings ist es inzwischen schon November, das erste Projekt ist abgegeben, Paris Photo Festival steht an (Pariiiiiis!) und dann wird es bald schon Dezember, und dann Weihnachtsferien, und dann haben wir noch eine Woche, um den ersten Teil unserer Abschlussarbeit abzugeben. Vielleicht wird es also tatsächlich Zeit, die Beinchen etwas in Bewegung zu bringen, und den ground running zu hitten. Aber ich hab alles! sofort! im Griff! Ha.
Eigentlich hab ich's ja gemütlich. Ich fotografiere nämlich Theater (mal wieder) und die meisten Theatergruppen werden sehr gern fotografiert. Es wäre ja kein Theater, wenn keiner zuguckt, oder so ähnlich. So fand ich mich am Mittwoch im hübsch-touristischen Nordsee-Küstenstädtchen Canterbury wieder, um dort die Damen und Herren vom White Slate Theatre zu fotografieren. Das waren zwei schöne Tage im Probenraum und am Strand, ziemlich lässig, höchstens für den Computer anstrengend, denn der muss jetzt die ganzen raw-Dateien verdauen - und für mein vom Großvater geerbtes Stativ, das am Strand irgendwann still und heimlich eine Schraube verlor und seitdem leider nicht mehr ganz einsatzfähig ist.
Insofern habe ich den großen Vorteil gegenüber den meisten meiner Kollegen, dass ich tatsächlich schon Fotos habe! Das macht sich gar nicht schlecht, und mit ein bisschen Glück habe ich spätestens Anfang Dezember alles "im Kasten" und kann mich dann aufs Sofa fläzen und all die Beinchen zählen, die ich mir bei dem Versuch, rennend in irgendetwas zu knallen, gebrochen habe.
Oder wir machen es einfach so wie gestern. Gestern waren wir bei Richard, und seit Richard nicht mehr im Kurs ist, ist aus dem "Docfather" Vater Theresa geworden, der die armen Studenten in Zeiten der Not mit gutem Essen und viel Wein und Bier versorgt. Vielleicht sollten wir das für Dezember anpeilen, um uns zu erholen.

Sonntag, 26. Oktober 2014

Alte Freunde, Neue Freunde

Mit den Projekten geht's voran und auf dem Weg trifft man neue und alte Freunde, wie das eben so ist. Am Donnerstag ging es auf nach Bristol, um dem Kollegen Fred zu assistieren. Es galt, den sympathischen Gesichtsausdruck eines Schweins einzufangen. Eber Prince fand das aber gar nicht lustig und wollte lieber fressen oder sich kratzen, als einmal stillzustehen. Sau Pepper war schon etwas lässiger, aber Ferkel hüten sich auch nicht von allein und so waren wir gut beschäftigt damit, der lieben Pepper über die Weide nachzurennen und im richtigen Moment abzudrücken. - Gestern kam die SMS von Fred, ein Bild von Prince sei "brauchbar", immerhin.
Inzwischen fuhr ich in Aberystwyth, meinem kleinen heimeligen Lieblingsdorf an der irischen See, um dort Andi - kennen gelernt beim Fotofestival in Rumänien - und meine Couchsurfer vom letzten Jahr, Tom und Patrick, wiederzusehen. Andi hat eine kleine Katze namens Mars, mit der ich mich sofort anfreundete, und die es besonders toll fand, neben mir auf meinem Kissen zu pennen, mit den Pfoten durch mein Haar zu wuscheln und daran zu nuckeln, oder mein Gesicht anzustupsen und zu lecken. Herzzerreißend knuffig, nur das Schnurren war um vier Uhr morgens etwas penetrant.
Außerdem war meine oberallerlieblings-Propeller Company in der Stadt, diesmal mit der Pocket-Version vom Midsummer Night's Dream. Die golfspielenden Deutschen neben mir (ohne Witz, ich kann wirklich nirgendwo hin, ohne auf andere Deutsche zu treffen!) und ich haben Tränen gelacht. Es gab auch wieder die Möglichkeit, im Anschluss an die Stunde Dauerwahnsinn Fragen zu stellen. "Wie ist das so, als Kerle Frauen zu spielen - und wie seid ihr auf die Idee gekommen, mitten im Shakespeare-Text Beyoncés Crazy in Love zu singen???"
Und nun bin ich etwas weiter nördlich an der walisischen Küste, im gemütlichen Wohnzimmer von Mira und Brian. Mira wohnt ja eigentlich bei mir im Haus. Dies ist ihre Zweitheimat. Oder unser Haus ist ihre Zweitheimat. Ich bin mir da nicht so sicher. Leider ist keine kleine Katze zum Kuscheln verfügbar. Dafür ein Lagerfeuer, und Ginger Biscuits. Ich kann mich nicht beklagen. Und trotz allem schaffe ich es sogar zu arbeiten - Brechts Texte zum Theater sind zur Hälfte gelesen, und eine erste Fotoauswahl zum Thatcher-Kapitalismus-Projekt besteht. Kein schlechtes Wochenende.

Samstag, 11. Oktober 2014

Wer lesen kann, muss auch mal schreiben

Sommer auf dem Tempelhofer Feld
Hier bin ich also. Die Uni hat wieder begonnen, und tralala, warum nicht einfach mal zwei Fotoprojekte und eine BA-Arbeit auf einmal auf die Studenten loslassen; es sind schließlich Studenten, die haben ja sonst nichts zu tun?
(Fairerweise muss man ja sagen, dass wir *tatsächlich* sonst nichts zu tun hätten, und dass wir ja an der Uni sind, um Fotoprojekte zu machen und Essays zu schreiben. Trotzdem. Hmpf.)
Dementsprechend vollgepackt sind meine Wochen im Moment. Ich versuche, mir darüber klar zu werden, was ich für das Projekt Kapitalismus im 21. Jahrhundert (deren Titel, nicht meiner) fotografieren will - ich muss das Anfang November abgeben. Gleichzeitig muss ich schon Präsentationen für das große, wichtige Abschlussprojekt vorbereiten. Und der Lesestoff für die BA-Arbeit liest sich leider auch nicht von allein.
Also flüchte ich. Am letzten Wochenende war ich in Hammersmith, London, beim zauberschönen, internationalen Theaterfestival All Change, wo es viel um's Geschichten-Erzählen ging, wo ich meine herzallerliebsten Jungs und Mädels von Barrel Organ wiedersah und ein wenig fotografierte. Außerdem besuchte ich die wunderbare Giulia, die ja netterweise immer eine Yoga-Matte für meine Übernachtungsbesuche bereit hält - auch kommende Woche wieder. Und ich war in meinem oberallerLieblingsbuchladen Gay's The Word (ich weiß, allein der Name!), den ihr alle, alle kennen werdet, wenn ihr erst einmal Pride gesehen habt! [Filmstart in Deutschland: 30.10. Keine Ausreden.] Dort hat mich Jim, Geschäftsführer und Gentleman der alten Schule, mit einem Stapel Bücher und einer DVD für meine BA-Arbeit versehen, und wir haben uns ganz gemütlich verquatscht. Außerdem war ich noch im besten Museum der Welt, dem ständig erwähnten Victoria and Albert Museum (V&A), die eine großartige und kostenlose Ausstellung zum Thema Protest laufen haben. Dort kamen mir fast die Tränen, weil die ein T-Shirt und ein Poster von Act Up haben. Mit dem Design, um das es in meiner BA-Arbeit geht. Mit Original-Notizen vom Designer. Hach.
Manchmal flüchte ich auch einfach vor den Computer. Gestern habe ich fleißig zwei Filme vom Sommer gescannt, mich wohlig in den Erinnerungen gesonnt und mich gefreut. Meinen Projekten geht's jetzt zwar immer noch nicht besser. Aber mir.
Am Mittwoch stürze ich mich dann also in den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Ein Flucht-Theater-Termin ist aber schon arrangiert. Man darf sich ja nicht verrückt machen lassen. Schon gar nicht vom Kapitalismus, oder von Margaret Thatcher - um die geht's im nächsten Projekt. Grausig, gell?
Haha, 'gell'. Die süddeutschen Mitbewohner üben ihren Einfluss auf mich aus.
Sommer in Rumänien

Samstag, 27. September 2014

Aufholen, Part II

Vorgestern: Rumääääänien.
Heute: Wales. Hurra.

Ich bin zurück im Land der Berge, Schafe und des Lauchs, und hurra, es sieht immer noch so aus wie damals - vor drei Monaten, als ich nach Deutschland flog. Naja, ganz genauso nicht, in Newports Innenstadt wird nun an einem großen und völlig überflüssigen Shopping-Center gebaut, und mein Lieblingsbuchladen ist umgezogen. Außerdem wohne ich nun nicht mehr mit sechs weiteren Personen in einem Haus mit nicht-funktionierendem Whirlpool, sondern mit drei weiteren in einem pinken Haus mit nicht-ganz-funktionierendem Duschabfluss. Aber ansonsten ist alles beim alten, und ich bin ganz zufrieden.
Nach ein paar Tagen Zwischenstopp in einem anderen Zimmer, da mein Vermieter noch fleißig in meinem zukünftigen Raum am Basteln war, bin ich nun auch 'richtig eingezogen', habe all meine Dinge ausgepackt, geschockt festgestellt, wieviel ich eigentlich besitze (Himmel!), viel im neuen, großen Doppelbett (Himmel! aber im positiven Sinne) gepennt, hier und da einiges organisiert und mich wieder ein bisschen eingelebt. Bis auf Mira sind nun auch alle Mitbewohner angekommen. Wir sprechen Deutsch - hier können's nämlich alle -, trinken viel Tee, kochen und gucken gemeinsam fern. Gestern haben wir es sogar nach Cardiff geschafft, um ein bisschen zu shoppen - neue Perfume Genius-CD, oh yeah! - und ins Kino zu gehen. Ihr Lieben, wenn Pride in Deutschland anläuft, müsst ihr ihn euch angucken gehen. Denen, die Englisch verstehen, sei die Originalversion ans Herz gelegt - der walisische Akzent ist einfach köstlich. Es ist was für's Herz, und womöglich mein neuer Drittlieblingsfilm.
Übermorgen geht's los mit der Uni, gleich Vollstoff mit der Einführung zur Bachelor-Arbeit. Außerdem will eine Ausstellung für die Erstis organisiert werden, und ein paar Projekte geplant, ins Theater gegangen werden und noch viel mehr Tee getrunken. So ist das im Ausland. Es gibt immer etwas zu tun.

Donnerstag, 25. September 2014

Aufholen, Part I

Nun sitze ich auf dem Sofa in der neuen Bude und stelle, die Finger schon wund vom fleißigen Blog-Schreiben, fest, dass ich, wenn ich schon auf Englisch daher quassele, vielleicht auch mal auf Deutsch ein bisschen aufholen sollte.
Also. Wo war ich - Rumänien!

Dahin gekommen bin ich über Berlin nach Bukarest mit Airberlin, was toll war, denn als gewöhnlicher Ryanair-Passagier genießt man die freien Snacks, die Bildschirme mit Comedy-Serien und die kostenlosen Kotztüten gleich doppelt. In Bukarest angekommen, bekam ich gleich von Dana, der Freundin eines Freundes (mehr dazu später) ein Touri-Tour, und ich muss sagen, das lohnt sich. Bukarest ist ein bisschen wie Paris (oder so, wie ich mir Paris vorstelle). Ein bisschen wie London. Ein bisschen wie Berlin. Und ganz schön viel wie Bukarest, soll heißen, mit all den kleinen Parks und Bars, und der zusammengewürfelten Kultur, und dem lässigen Abhängen zwischen Kommunismus-Plattenbau und Coca-Cola-Werbung hat die Stadt echt ihren eigenen Charme.
Anschließend ging's nach Ploieşti, der Heimatstadt meines Kommilitonen Cătălin (eben schon erwähnter Freund), der dort schon zum zweiten Mal das Foto-Festival Secvenţe organisiert hatte. Wo Bukarest noch Charme hat, geht dieser Ploieşti völlig ab, aber man will sich ja nicht beschweren. Immerhin konnten meine Schweizer Abenteuer-Begleitung Mira und ich bei Cătălin wohnen und von dort aus zu den Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsrunden und allem anderen, was das Festival so bereit hielt, aufbrechen.
Am Festival war ich sowohl mit einigen Bildern in der Ausstellung als auch mit einer Präsentation zum Thema "Gender und Fotografie" beteiligt. Letztere lief unerwartet gut, besonders angesichts des Umstands, dass ich sämtliche Proben verweigert hatte, und nicht mal einen USB-Stick besaß, um meine Powerpoint-Präsentation auf den örtlichen Computer zu bekommen. Umso freier und fröhlicher habe ich mir einen zurecht gequatscht und das anwesende Publikum, vor allem aus Festival-Fotografen und ein paar freiwilligen Helfern bestehend, schien's zu gefallen. Überhaupt zeichnete sich das ganze Festival dadurch aus, dass eine sehr freundliche Atmosphäre herrschte, man schnell ins Gespräch kam, und viele sehr offen und neugierig waren. Am zweiten Nachmittag hatten Mira und ich unsere "Gang", ein paar rumänische Fotografen, die netterweise auch für uns übersetzten - ich kann fünf Wörter rumänisch, nämlich ja, nein, vielleicht und danke in zwei Versionen - mit denen hingen wir dann immer ab, gingen zum Laternenfest, guckten Filme und diskutierten Disco-Musik.
Den Rest der Zeit brachten Mira und ich damit zu, die Landschaft zu erkunden. Von Ploieşti ist es nicht weit nach Câmpina, und von dort nicht weit in die Bucegi-Berge, die den Anfang Transsilvaniens markieren und durch die man nach Braşov/Kronstadt kommt. Braşov ist ein hübsches Städtchen, das kleiner wirkt als es ist, aber sich durch alte Steine (hallo, Oma), alte Kirchen, Aussichtstürme, enge Gassen und eine etwas schizophrene deutsche Vergangenheit auszeichnet. Ich konnte die meisten Inschriften lesen, aber die Kellnerinnen nicht verstehen. Außerdem feiern sie das Oktoberfest in Braşov, und zwar von Ende August bis Mitte September. Und der Dracula-Tourismus beginnt dort, denn die Burg Bran ist nicht weit. Aber wir wurden nicht gebissen, wir haben uns bloß gefreut, auf der Rückfahrt im klapprigen Zug den riesigen, goldenen Vollmond über den Bergen bestaunen zu dürfen.
Zudem waren wir dann noch auf einer Wein-Tour durch die "Gegend", so richtig mit Touri-Bus und so. Da haben wir dann noch mal ganz viele nette Rumänen kennen gelernt, die uns, vielleicht ein wenig weinselig, für VIPs hielten und uns am Ende sogar Wein schenkten. Das wirklich besondere daran aber war, dass man wirklich mal die Landbevölkerung sah, samt Pferdekarren und alten Frauen, die vor dem Haus saßen und dem Bus winkten. Das war sie dann vielleicht, die 'Armut', vor der mich alle gewarnt hatten. Vor allem aber war es eine ganz andere Kultur, die mich wirklich neugierig machte und mich einlud, wieder zu kommen.
Zum Abschluss ging's dann noch mal nach Bukarest, inklusive Versacken in einer richtig netten Alternativ-Bar mit exquisitem Eistee und super-entspannten Freunden von Dana, Metro fahren und Übernachten im Plattenbau. Und dann ging's nach Hause. Zurück in die Kälte. Acht Tage bei zwanzig bis dreißig Grad im Schatten waren zu kurz. Meh.

Und morgen: Tja, und wo bin ich jetzt?

Sonntag, 7. September 2014

Rumänien

Ich hatte ja letztens die Ehre, an der Silberhochzeit meiner Eltern teilhaben zu dürfen (noch mal alles Gute und so...), und da sprach sich schnell rum, dass ich am 2.9. nach Rumänien fahren würde. Dies wurde allgemein als hervorragender Konversationsstarter angesehen.
Das Gespräch lief dann ungefähr so ab.

Man nähert sich. Die Augenbrauen werden hochgezogen. Ein ernster Zug im Mundwinkel.
"RUMÄNIEN???"
"Äh...ja."
"Und was MACHST du DA???"

Anscheinend liegt Rumänien ja am Amazonas, und es wird dort noch mit Pfeil und Bogen gejagt, oder so. Aber aller Verwunderung, allen Zweifeln und Ängsten und Warnungen meiner Liebsten bin ich trotzdem hin geflogen.
Und hier bin ich nun. Und es ist mitten in der Nacht (die Rumänen sind den Deutschen eine Stunde voraus) und ich hab ein dreitägiges Fotofestival in den Knochen und ich bin müde. Aber ich lebe noch, das wollte ich nur eben sagen. Also nicht immer alles so kritisch sehen, ihr Lieben.

Ein ausführlicher Bericht folgt dann, wenn ich mal grad nicht den Wilden mit den Feuersteinen hinterherlaufe.
Nur ein Witz.

Donnerstag, 4. September 2014

Can A Song Save Your Life?

Can A Song Save Your Life ist der liebevoll bebilderte Soundtrack der iPod-Generation mit Birkenstocksandalen. In dieser Hinsicht macht er nichts falsch und tut auch nicht weh. Nach zwei Stunden guter Laune fragt sich nur noch, ob Keira Knightley schon immer so schiefe Zähne hatte und ob Adam Levines Bart wohl echt ist.

Sonntag, 10. August 2014

Und eins, zwo, drei, vier...

Das unumstrittene kulturelle Highlight dieses Sommers hört auf den Namen Step Up All In. Es ist der beachtliche fünfte Teil der allseits beliebten Hip-und-Hop-Film-Serie, und haut so richtig auf den Putz - jedenfalls choreographiemäßig (die Handlung ist eher zu verachlässigen). Ganz schön dekadent, diese armen LA-Miami-NY-Ghetto-Kids. Da wird an Kronleuchtern geschwungen, auf Jahrmarktfahrgeschäften gegroovt und an niedlich-freakigen Moderatorinnen herumgenuckelt. Schließlich geht es den Tänzern um einen Drei-Jahres-Vertrag in Vegas, und, fast hätten wir es vergessen, Freundschaft und Liebe und so. Besser getanzt als der erste Film, besser geschrieben als der Vierte, finden sich diesmal nur ein paar Logiklöcher, die so groß sind, dass drei B-boys ihre Salti darin schlagen können, und tatsächlich nur ein wirklich schlechter Schauspieler - der kann dafür tanzen. Wir haben in unseren Kinosesseln die krassen Moves bestaunt, im Takt mitgenickt, nur ein paar Kotzgeräusche bei den Küssen von uns gegeben, und herzlich gelacht.
(Das Roboter-Liebespaar allein ist das Geld wert, mehr sag ich nicht.)
Voll Phätt. (Ganz links kann nicht schauspielern.)

Montag, 28. Juli 2014

Seid ihr nicht müde?

Das Phänomen kennen wir wohl alle: Man guckt sich einen Trailer für einen Kinofilm an, und denkt, boah, geil. Tolle Schauspieler, tolle Tricks, irre Handlung. Dann liest man noch zwei, drei vielversprechende Pressetexte und vielleicht die erste überschwängliche Rezension, und geht im Folgenden höchst erwartungsvoll ins Lichtspielhaus, in Vorfreude auf den bestimmt besten Film des Jahres.
Und dann sitzt man da, hat aus Frust vielleicht schon in den ersten zwanzig Minuten den Popcorn-Eimer leer gegessen, und muss sich schnell, spätestens beim Abspann eingestehen: Das war nix. Und all die 'Highlights', die waren schon im Trailer.

So erging es mir gestern abend mit der bremer shakespeare company und ihrem Stück Wie Es Will Gefällt, einer Revue zum Geburtstag des Barden Shakespeare - stilecht mit Gesang und Torte. Den Trailer auf der Website hatte ich mir nicht einmal angesehen (wohl aber das Fräulein C, welches mich liebenswürdigerweise begleitete), jedoch einen launigen Radio-Beitrag samt lustiger Dialoge und Regisseur-Interview gehört und die begeisterten Kritiken vom Shakespeare-Festival in Neuss gelesen. Die Prämisse war wahrlich mundwässernd - es erzählt von einem Shakespeare-Experten, dessen dröger Vortrag über Leben und Werk des Meisters von streitbaren Shakespeare-Figuren wie Titania und Hamlet und schließlich vom Meister selbst unterbrochen wird. Mit ähnlichen Stücken, Shakespeare in Trouble und Ein Königreich für einen Ball, begeisterte uns die bsc schon vor Jahren. Es konnte also eigentlich nichts schiefgehen, schließlich sind das Fräulein C und ich schon lange wahre bsc-Liebhaber, auch wenn unsere Brillen seit dem Richard-III-Debakel ("das Stück, dessen Namen man nicht nennen darf") etwas weniger rosarot sind als sonst.
Aber es war eine Enttäuschung. Die erste Hälfte begann und endete langatmig, dazwischen gab es schiefen Gesang, einen unnötig vulgären Hamlet-Auftritt und ein paar Tonpannen. Pluspunkte möchte ich an die Einleitung - eine freche Hommage an die französischen und britischen Kollegen - vergeben, sowie an die Schauspieler Ulrike Knospe und Tobias Dürr, die nicht nur als Titania und Oberon glänzten, sondern auch als so-norddeutsch-dass-es-beinahe-Platt-wäre-aber-auch-wirklich-nur-beinahe schnackendes Hausmeisterpärchen mit Slapstick und Körperbeherrschung überzeugten.
Die zweite Hälfte holte ein wenig auf, ließ die Schauspieler weniger steif und öfter miteinander agieren. Die Szene, in der ein Puritaner versucht, die wild die Bühne erobernde Schauspielertruppe des Barden zu zähmen, geriet zum lachmuskelzerrenden Höhepunkt des Stückes. Doch durcheinander geschichtete Meta-Ebenen und die stetige Rückkehr zu den Fakten aus Shakespeares Leben - dröge vom unengagiert wirkenden Peter Lüchinger vorgetragen, herzlich nachgestellt von den jungen Shakespeare und Marlowe (erneut Dürr sowie die mit Spielfreude überzeugende Petra-Janina Schultz) ließen die Gesamtwirkung erlahmen.
Als die Welt noch in Ordnung war:
Ein Königreich für einen Ball im Park.
Es ist nicht schwer auszumachen, wo die Schwierigkeiten lagen. Im Vergleich mit dem Trailer fällt auf, dass einiges am gestrigen Abend dem Spielort zum Opfer fiel - es war Shakespeare im Park, und open air im Bremer Bürgerpark sind gewisse Lichteffekte und Schattenspielereien schlicht unmöglich - adäquat ersetzt wurden sie jedoch nicht -, zudem waren einige Tonprobleme wohl dem Wind geschuldet, und manche Songs, die im kleinen, geschlossenen Theater vielleicht Stimmung aufkommen lassen, verloren sich in der Weite des Parks.
Doch die größte Schwäche des Stücks war, nun, das Stück. Statt die Shakespeare-Charaktere aufeinander prallen zu lassen und vom Vortrag ins Fantastische zu wechseln - so geschehen etwa in Ein Königreich für einen Ball - reihten Jessica Swale und Regisseur Raz Shaw die Szenen so lieblos aneinander, dass kein Zusammenhang entstehen konnte, Figuren auftraten und wieder verschwanden und nur eine blasse Erinnerung ans verspielte Potenzial hinterließen. Die durcheinander wirbelnden Meta-Ebenen verstärkten dies nur - da wurde vom Hausmeister-Pärchen zu einem wütenden Elfenehepaar zu den Chamberlain's Men zu den unmaskierten Schauspielern der bsc gesprungen, ohne jegliche Verbindung. Auch die Kostüme, scheinbar wahllos aus dem Fundus geschnappt, halfen da wenig.
Am Ende ist man immer klüger. Wer vorher nichts über Shakespeare wusste, ging nun vielleicht bereichert ("Der Vater war ein Handschuh-Macher? Na sowas!") und amüsiert aus dem Theater. Das Fräulein C und ich fanden es weniger lustig - nichts Neues an der Front, und auch dahinter müde Lacher und Langeweile, Vulgaritäten und angestrengte Stimmung, und nur selten das mühelose Volkstheater, das wir an der bremer shakespeare company so schätzen. Liebe bsc, Shakespeare ist gerade für seinen 450. Geburtstag gefeiert worden und alles andere als tot, wie ihr gestern bewiest; da könntet ihr euch doch auch mal eurer alten Stärken besinnen, und uns, die alten Fans, wieder ins Theater locken. Und das nächste Mal bitte nicht nur mit einem überdrehten Trailer.

Sonntag, 20. Juli 2014

Summertime

Einen herzallerliebsten Gruß aus Halle an der Saale, wo ich die Sonne genieße und sonst nichts tue.

Insofern kann ich auch nichts berichten. Höchstens noch, dass ich vorher in Berlin war. Berlin war sehr freundlich zu mir, die Sonne schien, ich hab einen der vielen englischen Buchläden gefunden und alles über David Bowie gelernt (Leute: ab in den Martin-Gropius-Bau. Lohnt sich.).
Und jetzt bin ich eben in Halle. Halle kann nicht so viel Kultur wie Berlin, dafür kann Halle Badesee. So muss das.


Montag, 7. Juli 2014

Warum die Welt Propeller braucht

Es ist wieder Shakespeare-Festival in Neuss und abgesehen von der vereinzelten Bombenentschärfung ist, oder in meinem Fall war, es auch wieder sehr gemütlich im Globe-Nachbau an der Pferderennbahn. Statt dem herzallerliebsten Fräulein C hat mich dieses Mal der Herr B, also mein Brüderchen, begleitet - und wurde sogleich in den geheimnisvollen Club der Propeller-Liebhaber aufgenommen. Gespielt wurde Comedy of Errors und A Midsummer Night's Dream, jeweils von der englischen Nur-Männer-Truppe, und wer nicht gestorben ist, der lacht noch heute.
So ein Geheimnis ist das ja eigentlich auch gar nicht. Propeller, so wurde die Dramaturgin vor jeder Aufführung nicht müde zu erwähnen, verkaufen sich bei jedem Neusser Festival in den ersten Stunden aus und freuen sich dann über ihr europäischen Publikum und die fünf, sechs, sieben Applausrunden (zu Recht). Comedy of Errors (Komödie der Irrungen) besticht mit unerwarteten Kung-Fu-Einlagen, lässigen Sombrero-Trägern und Liebeserklärungen an die Musik und Kleidung der 80er. Ganz genüsslich verstricken die Herren und "Damen" sich im Zwillings-Chaos aus Shakespeares allererster Komödie und finden auch noch Zeit, einem Fräulein im Publikum ein Ständchen in miesem Spanisch zu singen - der Rest des Publikums wird in der Pause zu guten Zwecken beschallt. Nur wenig sanfter geht es im Midsummer Night's Dream (Sommernachtstraum) zu, wo Puppen auf einem viktorianischen Dachboden zum Leben erwachen und sich unter Anleitung des bestrumpfhosten Puck wilde Geschichten erzählen. Da fliegen der Glitzer, Blümchen und Fäuste in absurdem Tempo, und spätestens beim Nervenzusammenbruch von Thisbe liegt der Zuschauer ermattet am Boden, nach Atem ringend und immer noch kichernd.
Schauspieler Dan Wheeler in Comedy- und Dream-Aufmachung
Nun ist es in Neuss ja so, dass nicht jeder perfekt Englisch spricht und schon gar nicht Shakespeares Englisch. Wie so oft mit Propeller hört man jedoch beim Ausgang jemand fröhlich trällern: "Ich hab kein Wort verstanden - und ich fand's super!" Eigentlich könnten die Propellers nämlich auch auf Suaheli spielen, es reicht ein Blick, ein Tonfall, eine Geste oder eine quietschende Lederhose, und man weiß, worum's geht und wer der Boss ist. Propeller ist der Boss. Das Theater braucht mehr Propeller, Neuss braucht mehr Propeller. Ich brauche mehr Propeller, jedes Jahr wieder. Neuss ist toll, und Propeller ist toll.

Nun. So weit, so schön - in der Theorie. Vor ein paar Tagen erreichte die Twitter- und Facebook-Fangemeinde die Schreckensnachricht, dass der Arts Council, so etwas wie der Kunst-Ausschuss der britischen Regierung, aber sehr viel reicher, eigenständiger und willkürlicher, sein neues Förderprogramm verkündet hatte - und für die nächsten drei Jahre Propeller einfach mal sämtliche Finanzierung entzogen hatte. Das ist schlecht, denn das ACE-Geld macht 20% der Propeller-Einnahmen aus und somit ist es jetzt ungewiss, ob Propeller, von Haus aus eine obdachlose Tour-Compagnie, jemals wieder touren kann. AAAAH.
Das darf nicht sein, dachte sich also der geheimnisvolle Club der Propeller-Liebhaber. Da wurde eine Petition geschrieben und, weil der Club bei aller Liebe zu 80er-Musik und viktorianischen Dachböden auch im Hier und Jetzt verortet ist, ein Hashtag (#savepropellergroup) samt Selfie-Kampagne gestartet. Die Petition hat nach fünf Tagen schon über 2000 Unterschriften und die Unterstützung der englischen Legende Stephen Fry und läuft auf Anordnung von Ed Hall, seines Zeichens Propeller-Gründer, munter weiter, bis sie kein Geheimnis mehr ist und der ACE ein Einsehen hat. Wenn Puppen Mundharmonika spielen können und Sombreros plötzlich cool sind, dann geschehen noch Zeichen und Wunder, oder so in der Art. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Übrigens: Nicht nur Propeller, auch die ähnlich leidenschaftlichen und wunderbaren Companien Red Ladder und Orange Tree hat es mit der Nullkommanull-Finanzierung erwischt. Auch dort sind die Rettungsmaßnahme angelaufen. Es lebe die Theaterkunst, mit oder ohne Regierungsgelder.

Ich bin wirklich erstaunt, durch diesen Beitrag gekommen zu sein, ohne einmal den ACE "Arschlöcher" genannt zu haben...ups. Ihr könnt ja die Petition unterschreiben, wenn ihr stolz auf mich seid.

Donnerstag, 3. Juli 2014

Catch-Up 22

Huh, es wird ja echt mal wieder Zeit, ein wenig aufzuholen. Was habe ich denn so getrieben, seit ich mir die Beine in den Brecon Beacons blutig und juckend kratzte? Und warum kratzte ich sie mir überhaupt so?

Meinen unglücklichen Zusammenstoß mit den Brennnesseln verdanke ich der Einladung meines ehemaligen Kurs-Kollegen Richard, der in den Hängen des Sugarloaf, einem der Berge in den Brecon Beacons wohnt, und das nicht schlecht. Der freut sich immer, wenn wir zum Grillen kommen - solange wir Tiramisu und Wein mitbringen - und so machten sich auch "damals" einige von uns auf. Vor dem Grillen musste aber etwas Sport sein, und so sind wir auf den Sugarloaf rauf, haben uns die Arme und Nasen in der Sonne verbrannt, liebste Hunde getroffen, bis nach England gesehen und Pfadfinderinnen getriezt. Den Weg zurück wollte Richard durch den Wald nehmen. Nun. Der Weg war weg, aber da war ein Gebüsch, und hinter dem Gebüsch war der Fluss, über den wir wollten. Der Rest ist blutige Geschichte.
Der Nachmittag war ansonsten aber sehr schön entspannt, und es sind auch keine Narben zurückgeblieben! Mit langen Hosen kann ich einen Ausflug in die Brecon Beacons - und ins zentral gelegene, von Richards Haus wunderbar ameisengroß beschaubare Abergavenny - sehr empfehlen.

In der Woche danach war ich unter anderem in London, um unsere Abschluss-Klasse bei ihrem letzten Event und ihrer Buch-Veröffentlichung zu unterstützen und meine Freundin Giulia zu besuchen. Von da ging's ganz schnell nach Cardiff zu War Horse. Die Show ist nicht so herzig, wie sie im Trailer aussieht, doch sehr ergreifend, und malt mit sehr einfachen und erstaunlichen Mitteln die harte Realität des ersten Weltkriegs und die Freundschaft eines Jungen zu seinem Pferd auf die Bühne. Das ist auch sehr zu empfehlen, kostet bloß ein klein wenig mehr als ein Ausflug auf den Gipfel. In Deutschland ist die Show als "Die Gefährten" in Berlin und lohnt sich, laut meiner Eltern, genauso.

Und dann wurde es auch schon Zeit, alles endgültig zu packen, das Gewicht meines Koffers zu schätzen (hat nicht geklappt), und mich in einer Nachtfahrt zum Flughafen aufzumachen, um nach Deutschland zu fliegen. Und jetzt bin ich hier. Hallo.

Und was ich seitdem gemacht habe... das, liebe Kinder, erzähle ich euch nach der nächsten Maus. Oder so ähnlich.

Samstag, 14. Juni 2014

Ratschlag

Ein gut gemeinter Tipp an euch alle: Wenn ihr das nächste Mal vorhabt, euch mitten im Wald durch ein Gebüsch mit Disteln und Brennnesseln zu schlagen, zieht euch lange Hosen an.

Aua. Wer hätte gedacht, dass das noch stundenlang brennt?

Sonntag, 1. Juni 2014

Third Floor Gallery

Hallo, ihr Lieben,

falls ihr trotz Monatsende noch ein wenig Geld übrig habt und schnell noch etwas Gutes tun wollt, eine meiner absoluten Lieblings-Galerien und einer der besten Gründe, nach Cardiff zu kommen, braucht ganz dringend Unterstützung, um weiter bestehen zu können.

Hier könnt ihr helfen. (Und ja, es ist mir bewusst, dass die Deadline in 15 Stunden ist...!)

Montag, 26. Mai 2014

Europa

Liebe Europa-Wähler (und vor allem Nicht-Wähler),

das habt ihr ja ganz toll hinbekommen, ihr Schnarchnasen. Einseitige Medien-Berichterstattung und geringe Wahlbeteiligung, und zack, Rechtsrutsch in ein paar Ländern, die eigentlich auf einem guten Weg waren, ihr Penner. Und ja, Frankreich und Großbritannien, euch schaue ich besonders scharf an, ihr Idioten.

I am not amused.

Samstag, 24. Mai 2014

Öffentliche Meinung

Das denkt also mein Brüderchen über meine Fotografie:


Ich fühl mich ja ein bisschen geehrt. (Das Flugzeug würde ich aber auch fotografieren.)

Donnerstag, 22. Mai 2014

Ein Ratespiel

Ratet, wer fertig mit all seinem Kram ist und abgegeben hat! (Und zwar schon gestern.)

Donnerstag, 15. Mai 2014

Grüße von Epson, Mac und Co

'allo, 'allo!
Lange nichts mehr von mir gehört...der Empfang in der Printing-Suite ist so schlecht...'allo?

Netterweise ist die Printing Suite ja seit letztem Jahr aus dem fensterlosen Keller in ein gut befenstertes Atelier gezogen, damit wir auch sehen können, wenn die Sonne untergeht, wenn wir immer noch am Drucken sind...und wenn es Sommer wird, wird es spät dunkel. Vor knapp zwei Stunden hatte sogar schon der Security-Mann mit uns Mitleid und schenkte uns Sandwichs und Yoghurt. Ich bin seit halb neun am Morgen hier, und inzwischen ist das Buch fertig gedruckt. Doch meine Lieblingsschweizerin Mira braucht seelischen Beistand mit dem sehr spinnerigen, bevorzugt Magenta-druckenden Epson-Monster, und zuhause wird meine einzureichende Recherche-Mappe ja auch nicht schneller fertig als hier. Die Stimmung ist weiterhin gut, Queen dröht laut über die Boxen und Marina and The Diamonds leise aus den Kopfhörern. Jeder diskutiert mit jedem über Bilder und jeder hat ein (leicht müdes) Lächeln übrig, wenn es gebraucht wird. Spät wird's. Aber auch friedlich. Wir Fotografie-Nerds, wir können nicht anders.

Montag, 12. Mai 2014

Ich hab doch 'nen Vogel

Heute morgen bin ich unerwarteterweise kurzzeitig - und ungewollt - in Vogelbesitz gewesen. Mir ist nämlich ein kleiner Raubvogel - als solcher von Kieran identifiziert - flatter, flatter, plumps durch den Kamin ins Zimmer gefallen. Um kurz vor sieben. Als ich noch ganz arg müde war. Während sich der Vogel ängstlich hinterm Schrank versteckte, bemühte ich also erstmal den ebenfalls noch verschlafenen Mitbewohner. Irgendwie, mit Taschenlampe und Amazon-Karton haben wir's dann geschafft, das Vögeli hinterm Schrank hervor, aus meinem Zimmer und raus in den Garten zu bringen. Irgendwo dazwischen hat es noch, vielleicht aus Rache, auf Kierans Hand gekackt (und womöglich hinter den Schrank, ich hab noch nicht nachgesehen).
Kaum haben wir im Garten den Karton geöffnet, ist es auch davon geflattert. Wir sind dann wieder ins Bett.
Und Kieran hat mir sehr glaubhaft heute nachmittag versichert, dass ich das auch wirklich nicht geträumt habe.

Sonntag, 11. Mai 2014

Theater III

Der Abgabetermin der praktischen Arbeit rückt näher, und die Nerven spannen sich. Immerhin sah Paul nach den Ferien ein - als ich ihm mit traurigen Augen mein Leid klagte -, dass ein Pop-Up-Buch nicht so unbedingt die allerhellste Idee unter den Sternen ist, vor allem, wenn man - so wie ich - noch nie ein Pop-Up-Buch gebastelt hat. Also wird es jetzt ein konventionelles Buch, seufz, nicht seufz, hm, das ist alles irgendwie schwierig.
Schließlich hatte ein gewisser Paul auch über meine Bilder gesagt: "Die funktionieren nicht in einem Buch." Na toll! Aber einreichen muss ich ja trotzdem eines!
Zudem reichen das erste Jahr und das dritte Jahr gleichzeitig ein, und zwar vor uns, was bedeutet, dass unsere Druck- und Computerräume bis aufs Weitere geblockt sind - und zwar offiziell, denn das dritte Jahr hat für seine letzte Woche einfach mal Priorität an allen Geräten zugesprochen bekommen. Das tut der Freundschaft unter Studenten auch nicht unbedingt gut. Dass der Großteil des zweiten Jahres aus Kostengründen seine Bücher lieber selbst bastelt, als sie drucken und binden zu lassen, wurde von offizieller Seite irgendwie verkannt.

So ein Theater!

Donnerstag, 8. Mai 2014

Theater II

Teil 2 der "Theater"-Reihe (siehe: gestern) erzählt von einem Ausflug ins Warme.
Ins warme London! Kaum zu glauben - besonders wenn man im Moment die Nase vor die Tür in den walisischen Nieselregen steckt -, aber wahr, London hatte am vergangenen Wochenende bestes Wetter und ich war in London und habe, vor allem dank zahlreicher Tube-Schließungen, so einiges zu Fuße erlaufen und mich gefreut und gesonnt, und geschwitzt hab ich auch.
Anlass des Ausflugs war ein Theater-Design-Workshop mit dem Propeller-Designer Michael Pavelka. Den habe ich vorgeblich besucht, um Inspirationen für mein Uni-Projekt zu sammeln, und insgeheim, weil ich doch Propeller so mag und zu dem Schauspiel-Workshop nur angehende Schauspieler durften. [Grund dieser ganzen Workshops war das Shakespeare-Festival im Victoria-und-Albert-Museum, dass sehr viele fantastische Angebote für sehr wenig Geld darbot - aber ich hab's leider nur zu dem einen geschafft.] Michael hat mich auch gleich entlarvt, als er fragte, wer von uns denn schon Stücke von Propeller gesehen hatte, und ich als einziger von zweien die Hand hob. "Soso, du stalkst mich also!", schmunzelte er, nachdem ich alle 5 Stücke aufzählte, die ich kannte. Die andere Dame hatte allerdings ALLE Stücke von Anfang der Kompanie an gesehen, und war nur da, weil sie die Vorstellung eines Propeller-Workshops ganz "fabulous" fand. Dagegen bin ich ja harmlos.
Thema des Workshops war Hamlet, die zentrale Figur Ophelia, der zentrale Text 'Sein oder Nicht Sein' (den hab ich jetzt auch endlich mal verstanden); und nach ein paar Aufwärmübungen, Diskussionen und Lunch in der fantastischen Marmor- und Mosaik-verzierten V&A-Cafeteria ging es mit viel mitgebrachtem Material und noch mehr Klebeband daran, ein Set zu basteln. Meins bestand komplett aus Papier. Das war interessant. Michael fand das auch interessant. Wenn dieses Papier-Set eines Tages wirklich eine Bühne würde...ach. Mmmh. Das wäre wirklich interessant! Und sehr feuergefährlich, vermutlich.
Nach dem Workshop ging's dann wieder in die Sonne, zu einem Kaffee mit Giulia (siehe: gestern) in den Hyde-Park, zum Pläne-Schmieden für's Edinburgh Fringe Festival im Sommer, zum am See chillen. Und zum Grübeln und Träumen. Michael erwähnte nämlich so einiges, worauf ich nie gekommen wäre (abgesehen von den erwarteten Propeller-Insidern, harrharr!). Die denken sich da echt ganz schön was aus, die Designer. Wer kommt darauf, warum in Propellers Komödie der Irrungen hüftabwärts alles in Blautönen gehalten ist?

Mittwoch, 7. Mai 2014

Theater I

Schon viel zu lange her ist es: das National Student Drama Festival (NSDF), das vor Ostern in Scarborough stattfand. Ich durfte, dank eines Wettbewerbs mit der Kreativplattform IdeasTap, als einer von zwei offiziellen Festival-Fotografen fungieren - das war ein Spaß!
Scarborough ist ein recht kleines Städtchen an der Nord-Ost-Küste Englands, quasi auf der anderen Seite der Nordsee von der Heimatstadt aus gesehen, sehr mondän und sehr gemütlich, aber immerhin Heimat einer recht pfiffigen Theaterszene, die jedes Jahr vom NSDF noch angefeuert wird. Am NSDF dürfen alle teilnehmen, die zwischen 16 und 25 Jahre jung sind und Theater machen - unter der Voraussetzung, dass man von den sogenannten Selektoren, die jedes Jahr durchs Land reisen und Angst und Schrecken verbreiten (so stelle ich mir das vor), ausgewählt wird. Eine gewisse Qualität ist also sicher gestellt - würde man zumindest denken.
Giulia, meine herzallerliebste Mit-Fotografin, und ich sahen uns dabei einer kleinen Herausforderung gegenüber. Trotz beinahe jahrhundertelanger Festival-Tradition und einem lange, lange existierenden Festival-Magazin namens NoisesOff gab es nämlich noch nie Festival-Fotografen, und keiner hatte so richtig 'nen Plan, wie das denn laufen soll. Aber das haben wir natürlich locker-flockig gemeistert. Mit unseren Pässen, die um unsere Hälse baumelten und in Knallrot "Photographer" verkündeten, haben wir uns einfach in die Probe zur ersten Vorstellung geschlichen, nett Hallo gesagt und die Kameras gezückt. Das fanden die gar nicht so schlecht. Wir auch nicht.
Die ersten: Hungry Bitches mit "America". Name ist Programm, und so.
Nach 'ner Weile hatten wir's dann drauf, die Produzenten/Regisseure/Frauen für alles - welche Nummer man auch immer bekam - einfach vorher anzurufen oder anzuschreiben und ein paar Fototermine klar zu machen. Oder man freundete sich einfach mit einem Schauspieler in der Pausendisco an, das machte auch vieles sehr viel entspannter. So zogen wir dann täglich, bepackt mit Kamera, Monster-Objektiven und Keksen von Spielort zu Spielort, sagten nett Hallo, bekamen nett Hallo zurückgesagt und schon waren die Bilder im Kasten.
Festival-Sweethearts: Giulia und Will, "Enron"-Schauspieler
Morgens saßen wir meist im NoisesOff-Büro, lauschten den netten Theater-Kritikern, die sich dort Strom, Internet und Kaffee mit uns teilten und bearbeiteten die Bilder, während draußen die Surfer die ziemlich windige See eroberten - der Strand war nämlich gleich vor der Tür. Unterstützt wurden wir von unserem Mentor (oho!) Tony, von IdeasTap angeheuert und selbst begeisterter und höchst erfahrener Theaterfotograf. Der fand das, was wir da so knipsten, auch erstmal gut. So gut anscheinend, dass er uns fast täglich statt der vereinbarten zwei Mal besuchte und sich mit uns über die besten Bilder freute. Tony nahm uns auch die Angst vor der zweiseitigen Liste mit Anforderungen, die uns die Sunday Times geschickt hatte - er war da ganz lässig, nationale Zeitungen, die unsere Bilder wollen, sind doch ein Klacks, pah, und überhaupt, mit ein bisschen Photoshop und einer gesunden Portion Selbstvertrauen und haha, unserem Talent, wäre das alles ein Klacks. Notiz am Rande: Tony hat mal eine Geschichte über depressive Pinguine an die Bild-Zeitung verkauft. Ist dem Mann zu trauen?
Vorm Büro gleich rechts
Und natürlich, natürlich haben wir ganz viel Theater gesehen! Elf Shows insgesamt, davon vier Musicals, zwei Improvisationsstücke, zwei Highschool-Massaker, ein Stück über Plastikenten. Wobei es schon viel Geduld bedurfte, die jeweils drei Stunden "Jerusalem" und "Spring Awakening - The Musical" durchzuhalten. Dafür hätten "The Duck Pond" (eine charmante Enten-Version von Schwanensee) und "Road" (ein mehrbühniges Theater-Movie über die Thatcher-Ära) auch länger sein dürfen. Wir haben alles fotografiert und dann begeistert (mehr oder weniger) zugeguckt und geklatscht und Bühnenluft geschnuppert, hmmm. So viel Theater! Workshops! Diskussionen! So viele Bilder! Wir bekamen uns nicht mehr, Tony und das NoisesOff-Team bekamen sich nicht mehr ein, und die Sunday Times hat sich, glaube ich auch gefreut. Am Ende waren das sechs Bilder von mir auf deren Website und ein bisschen mehr Geld auf meinem Konto. Hehehe. Wir sind auf ein paar Websites gelandet. Und auf dem NoisesOff-Print-Cover war ich gleich fünf Mal in Folge... man muss auch mal angeben dürfen.
Abgebaut wurde auch...
Hach! Ich könnte noch so viel mehr erzählen. Von meiner äußerst charmanten Landlady im Mountview Hotel zum Beispiel, von all den Witzen, die im Büro gerissen wurden und mich diese Umgebung so schrecklich vermissen lassen, von der Frisur, die am Ende des Festivals alle (mir inklusive) trugen, von all den Theaterstücken, denen dieser Bericht gar nicht gerecht wird, vom hervorragenden Wetter, von dem Hasen, dem Mond...und...und...und...
Vielleicht hab ich ja noch ein Lieblingsbild für euch? Ich geh' mal stöbern.
The Duck Pond. Ohrwurmlastig. Und toll.

Donnerstag, 1. Mai 2014

Der Tag wird kommen

Gut, zugegeben, ich hab lange nicht mehr geschrieben und dabei ist so viel passiert! Ich hole das bald nach, versprochen. Zunächst aber einmal ein ganz tolles Lied mit ganz tollem Text, das auf youtube als "angenehm wütend" beschrieben wurde, und das, wie ich finde, ganz zu Recht. Immer schön draufhauen auf die homophoben Vollidioten. (Und 'ne tolle Stimme hat er ja auch, der Marcus.)


Dienstag, 15. April 2014

This is how we roll

Damit ihr gucken könnt, was ich hier so tue: alles im Noises Off-Blog!

So viel Theater, und so wenig Zeit. Und Meer, und Sonne!

Mittwoch, 9. April 2014

Timing mit drei Sternchen

Es soll mal Zeiten gegeben haben, in denen ich jammerte, nachdem ich auch nur einen Satz aufs blütenweiße virtuelle Papier gebracht hatte. Es soll auch Zeiten gegeben haben, in denen ich lange, lange Zeit für läpperliche 2500 Worte brauchte. Nun ja. Diese Zeiten sind vorbei. 3 Tage und das Essay ist im Sack.
Das war einfacher als befürchtet, und wesentlich spannender, als zunächst dem Mitbewohner geklagt. Am Montag die Einleitung und ein paar erste Worte des ersten Kapitels, und dann gestern aus Versehen den ganzen Hauptteil geschrieben. Heute (trotz Kotzeritis!) das ganze nochmal überpoliert und das Fazit geschrieben, et voilà!
Pupseinfach, so ein Essay.
(Und die zwei Drittel der Recherche, die nicht mehr reingepasst haben, kommen eben in die Bachelor-Arbeit.)

Schon lange kein Doctor Who mehr geschaut...ich hab ja jetzt Ferien.

Samstag, 5. April 2014

Guter Tag

Heute war/ist ein guter Tag. Nicht nur, dass es der erste Tag meiner dreiwöchigen Osterferien ist, und das bedeutet, dass ich in nur einer Woche nach Scarborough fahre, um das National Student Drama Festival zu fotografieren, und in zwei Wochen nach Deutschland fliege. Es ist auch der erste offizielle Tag meiner dies-semestrigen Bemühungen, mein Essay zu schreiben, und netterweise ist pünktlich, pünktlich ein riesengroßes Paket angekommen, mit der DVD How To Survive A Plague. Letzteres (schau da, ein Trailer!) ist eine hervorragende Doku über die AIDS-Aktivisten von Act Up New York, und ich musste beim Gucken ganz viel weinen, und mich anschließend freuen, dass ich soviel davon für mein Essay verwenden kann und darf. Auch enthalten im riesengroßen Paket war mein neuer Rucksack, der mir von nun an ein treuer Reise-Kamerad sein wird, und reisen werde ich in den nächsten Wochen schließlich genug. Und zu guter letzt hat mein inzwischen kulturell ganz schön bewandertes Brüderchen mühelos Karten für's Shakespeare-Festival besorgt. Meine Sommerpläne stehen also auch fest - nun ja, zumindest für Ende Juni.
Und wie war euer Samstag so?

Donnerstag, 3. April 2014

Immer locker bleiben

Soeben habe ich einen der köstlichsten - und uneitelsten - Kommentare seit langem zum Theater gehört. So geschehen im BBC Newcastle-Interview mit Dan Wheeler und Joseph Chance von Propeller, die mit gutem Recht nach ihren Erfahrungen damit, mit zwei Shakespeare-Stücken gleichzeitig zu touren, gefragt wurden ("Wir haben noch nie die falschen Zeilen im falschen Stück gesagt" - "...Noch nicht!").

Moderatorin: "Wie merkt ihr euch eigentlich den ganzen Text?"
(es wird zu einer langatmigen Erklärung angehoben, man sei ja trainiert und überhaupt)
Dan (offensichtlich belustigt, unterbricht): "Joseph, erinnerst du dich an gestern abend?"
Kurz Stille.
Joseph: "Ich beweise eben gern, dass wir live spielen!"

Wenn doch nur jeder Schauspieler so entspannt mit massiven Textpatzern umginge! Mir inklusive. Mich ärgert das immer maßlos.

Mittwoch, 2. April 2014

April, April

Willkommen im April! Mir wurde nicht ein einziger Aprilscherz gespielt, es sei denn, man zählt das Wetter mit. Das Wetter ist gut drauf. Es ist warm - bin ganz schön arg ins Schwitzen gekommen auf dem Rückweg vom Einkauf - und trotzdem regnet es die meiste Zeit, bis die Scheiben wackeln. Uncool, liebes April-Wetter.
Aber weil das Wetter einen ja nicht gerade einlädt, ist es auch zu verschmerzen, dass ich inzwischen ganz schön krass zum Stubenhocker geworden bin. Erst musste ich basteln, nun sitze ich an meinem Essay, das bitte, bitte auch in anderthalb Wochen fertig werden möchte. Immerhin habe ich nun endlich Bilder gefunden, die meinen Text begleiten können. Das sollte für ein Fotografie-Essay eigentlich andersherum sein, ich weiß, aber meine Idee war eben zuerst da. Kann ich ja auch nicht ahnen, dass vor 1985 quasi keiner fotografierte, und wenn, dass die Bilder dann nur irgendwo in privaten Fotoalben stecken.
Aber es wird, es wird alles. Ab Samstag sind Osterferien, ich habe also theoretisch mehr Zeit - wenn da nicht ein Theaterfestival und ein Heimatbesuch wären, aber pssst.

Samstag, 22. März 2014

Ich bin dann mal die langsame Welle reiten

Das Leben in Newport verläuft nun, nach Abreise meines hochgeschätzten Besuchs, eher gemütlich. Es dümpelt langsam vor sich hin. Eigentlich ist schrecklich viel zu tun - es wollen Pappsets gebaut, Fotobücher designt, Bücher gelesen, Essays geschrieben werden, und argh, bald ist auch schon wieder Ostern, also minus zwei Wochen Arbeitszeit, und dann sind ja auch schon die Deadlines und so - aber mein Körper hat sich mal wieder entschieden, in Schockstarre zu fallen und das Gegenteil vom Verlangten zu tun. Wenn am meisten zu tun ist, komme ich gar nicht erst aus dem Bett, das ist ein Naturgesetz. Also habe ich heute den Großteil des Tages im Bett verbracht.
Was ja nicht heißt, dass ich gar nichts mache. Okay, mal abgesehen von den anderthalb Stunden "Leoparden küsst man nicht" (Cary Grant! Katherine Hepburn! Leoparden!) war ich tatsächlich halbwegs produktiv. Zwar habe ich keinen Finger für's nächste Pappset gerührt, aber fleißig für's literature review gelesen...da ist der Termin Anfang Mai, also quasi übermorgen.

Cindy Patton, Laptop und improvisierter Nachttisch.
Gestern abend noch war ich auf der ausgezeichneten Ausstellung unseres Kursleiters Paul, der in Penarth eine Retrospektive zeigt und uns alle eingeladen hatte - es sind auch alle gekommen, außer Kieran, die Ffotogallery (kein Rechtschreibfehler, nur Walisisch) war gerappelt voll. Schön war's. Interessant war's. Und nun lese ich über die Entstehung und Entwicklung homosexueller Gemeinschaften in den ersten Jahren mit AIDS... wusstet ihr, dass AIDS eigentlich zuerst in den späten Siebzigern unter Drogenabhängigen in Form von Lungenentzündungen ausbrach? Das erkannte damals nur keiner. So ein Pech.

Mary-Louise Parker, D800 und improvisierte Studiobeleuchtung.

Freitag, 14. März 2014

Basteln II

Man hat ja echt nichts Besseres vor - außer Besuch haben vielleicht - als Basteln. In Wales werden die Tage schön, und trotzdem mühe ich mich in meinem Zimmer mit Kleber und Pappe rum. Irgendwie muss ja ein Fotoprojekt zustande kommen. Und wenn die Lochkamera nicht will (hmpf), dann muss eben Tom Hanks her.

Bildqualität: Handy. Keine Sorge, benutze ich nicht für's Projekt.

Montag, 3. März 2014

Basteln

Basteln fand ich, glaub ich, zuletzt als Kindergartenkind toll. Damals fand ich es auch noch lustig, Kleber an den Fingern (und unter den Fingernägeln) zu haben und stundenlang auf dem Fußboden über einer Bastelunterlage zu hocken. Heute nicht mehr, eigentlich.
Doch was mache ich? Ich bastle mir eine Kamera. Manchmal bin ich einfach unbelehrbar. Ich habe beschlossen, meinem Schicksal zu trotzen, mir ein noch widersinnigeres Projekt als das letzte zu suchen - ich habe ja noch eine Woche - und mir eine Lochkamera zu bauen. Das braucht sehr viel Kleber, sehr viel Fingerspitzengefühl, und viel Zeit. Ein Wahnsinn. Fuh. Immerhin sieht's allmählich (nach der Hälfte der Arbeitsschritte) nach etwas aus.
Vielen Dank übrigens an den großzügigen Spender, mein Brüderchen, der diesen Irrsinn mit seinem Geburtstagsgeschenk überhaupt erst möglich machte.

Freitag, 28. Februar 2014

Ans Herz

Heute war wieder Le Pub, juhu, und ratet, wer sich nach vorne gesetzt hat und ein paar Bilder gezeigt und ein bisschen was erzählt und präsentiert hat? Richtig, Ich! Euphorie! Herzklopfen! Nee, war eigentlich gar nicht so schlimm. Ich war überraschend unaufgeregt, und die Fragen waren auch nicht böse, und insofern war das alles vollstens entspannt. Nicht mal Blödsinn erzählt hab ich. Voll gut.
Das war ganz schön, so ein fröhlicher Tagesabschluss. Heute ist nämlich meinem Fotoprojekt die letzte Puste ausgegangen und es ist ohnmächtig in den Fluss Usk gestürzt. Alles nicht so dramatisch, nur fanden die Tutoren Lisa und Thijs Wassink (hach) das irgendwie nicht so prall, was ich da tat, und redeten es mir systematisch aus. Jetzt hab ich noch 2 1/2 Wochen, um was neues zu entwerfen und zu machen. Aber Deadlines motivieren ja, und so, ne.
Außerdem mussten wir im Theorie-Modul unsere Poster präsentieren und natürlich sagte man uns nicht vorher, dass nicht nur unser Anführer Jesse, sondern auch Colin und die Erst-Jahris zugegen sein würden. Colin fiel dann natürlich auf, dass mein Poster-Anteil quasi mein HIV-Essay aus dem ersten Jahr in DinA3-Format war; musste mich dementsprechend rausreden (ist aber geglückt!).
Und nun auf zu neuen Abenteuern! 
Ich glaube, ich gehe schlafen. Der Tag war lang genug.

Samstag, 22. Februar 2014

Unkaputtbar

Ich hab ein neues Handy...nun ja. 'Neu' ist gelogen. Alles, was an dem Ding neu ist, ist die Sim-Karte (aufgepasst: Ich hab jetzt 'ne englische Nummer. Wer sie haben will, muss mir schreiben.). Der Rest ist Nokia klassischer Bauart, eines der Dinger, mit denen schon Brutus damals Cäsar erschlug, oder so ähnlich. Unkaputtbar eben, und "Snake II" und monotone Nerv-Klingeltöne kommen kostenlos mit dazu. Hurra!

Die deutsche Nummer funktioniert trotzdem auch noch.

Freitag, 21. Februar 2014

Let's get down to business

Huch? Der letzte Blogpost vom letzten Samstag? No worries. Das Kind ist nicht in den Brunnen gefallen, nur schrecklich müde. Mitten in der Nacht bin ich aus London zurück gekommen und das Schlafdefizit macht sich noch bemerkbar. Aber eigentlich habe ich so viel zu erzählen!
Ich war mit zwölf Kommilitonen und unserer wunderbaren Herden-Chefin Lisa unterwegs in der großen Stadt (und in Brighton) für die network week, einer einmaligen Gelegenheit, Leute aus der Foto-Industrie zu treffen und hinter die Kulissen zu schauen. Übernachtet habe ich bei Freunden, das Geld ist vor allem für die Tube drauf gegangen (nicht für Foto-Bücher, schnief), und dazwischen hab ich mein Hirn zum Qualmen gebracht mit all den wertvollen Informationen, mit denen man uns zuballerte... wen haben wir nicht alles getroffen:
Zuerst, am Dienstag morgen, das über-über-über-populäre, arg berühmte und hochgehandelte Foto/Dokumentar/Kunst-Duo Adam Broomberg und Oliver Chanarin - von Lisa liebevoll Adam und Ollie genannt und geherzt. Für ihre Prominenz waren die beiden ganz entspannt und sehr großzügig - da durften wir schon mal die ersten Drucke von Ghetto begrabbeln, und bekamen eine exklusive Vorschau aufs neue Projekt (Tipp: es geht um August Sander, Überwachung und Pussy Riot...). Im wunderschönen Studio im wunderschönen Spitalfields liefen und quatschten wir uns so langsam warm für den Rest der Zeit.
Als Nächstes gab sich Tom Hunter im LCC die Ehre, uns durch seine Ausstellung zu führen und all unsere Fragen zu beantworten. Merke: auch als alter Hippie kann man es in der Fotografie weit bringen, das ist ja schon mal ganz beruhigend.
Am Mittwoch ging es sehr früh nach Brighton. Vom zerstörten Pier und Strand, wo mal die Promenade war, haben wir nichts gesehen - wir waren bei Ewen Spencer im Studio und haben uns eingegroovt. Die ersten machten große Augen: "So was will ich später auch!", während den anderen noch der Koffein-Mangel anzumerken war.
Weiter ging's zur Mini-Legende Simon Norfolk, der uns nirgendwo anders als in seiner eigenen (sehr teuren) Wohnung an der See empfing. Zwischen Afghanistan-Mitbringseln löcherten wir den Meister der Landschaftsfotografie und des Selbst-Verkaufens, der nicht müde wurde, seine links-politische Herkunft zu unterstreichen und uns nebenbei Tipps zu geben, wie man am besten und billigsten in Kabul Großformat-Fotografie betreibt.
Den Anschluss in Brighton gestaltete Simon Roberts, der es uns nicht übel nahm, dass wir etwas zu spät kamen, sondern ganz entspannt darüber plauderte, wie man mal so eben Drucke, Gallerie, Bücher, Zeitschriften und neue Arbeiten unter einen Hut bringt - mit drei Kindern. Manche sind eben doch besser als andere. Von beiden Simons würden wir auch am Donnerstag noch viel hören - hochgelobt als Vorbild für die kleinen Studenten. Unsere Kinnladen wurden immer lockerer, während unsere Hirne zu rauchen begannen.
Im Kleingruppen ging's am Donnerstag abermals durch London: Zuerst zu den Machern der Zeitschrift British Journal of Photography - der vielleicht einzige enttäuschende Besuch, denn das, was ich als meinen Traumjob erachtete, ist ein schnödes, hektisches Gruppenbüro, in dem alle nur an die nächste iPad-Version denken.
Dafür präsentierte sich danach das Team der Agentur Panos im stillen, Kanal-durchzogenen Hackney und nahm sich einfach mal mehr Zeit für uns als geplant, um uns auch wirklich all ihre Schwerpunkte erklären zu können. Das Design-Team, das im gleichen Büro wohnt, zeigte uns, wo wir schon mal da waren, wie man erfolgreich seine eigene kleine Nischen-Agentur aufbaut - Achtung, niedliche Kätzchen! Also, so für Panos zu arbeiten wär' schon geil...
Es folgte der wohl gemütlichste, aber auch leider kürzeste Abstecher ins Wohnzimmer von Maja Daniels, die zwischen zwei neugierigen Katzen und vielen Tassen Tee darüber plauderte, wie man als junge Fotografin auf sich aufmerksam macht und warum es gar nicht blöd ist, einen Abschluss in Soziologie zu haben.
Unseren Trip beendeten wir schließlich in Hoxton in der Flowers Gallery, wo sich die Gruppen (auch die, die statt Panos und Maja Nigel Shafran und Dafna Talmor besuchten) wieder fanden, um eine Exklusiv-Tour mit Jason Larkin durch seine noch nicht eröffnete Ausstellung zu bekommen, und um im Büro vom Chef auf dem Sofa zu lümmeln und Foto-Bücher anzugucken. Es wurde spät, es gab Wein, und allmählich taten die Köpfe schon fast weh vom gesammelten Wissen.
Zum Glück fuhren die Busse nach Newport noch am gleichen Abend...

Jetzt muss alles erstmal verdaut, die Füße ausgeruht, die Rucksäcke ausgepackt, die Bilder entwickelt werden. Schön war's. Viel war's. PUH.
(Aber ich hab mal in der Gallerie gefragt - die nehmen auch Praktikanten. Und mich kennen sie jetzt ja. Es gibt immer einen Weg zurück nach London...)

Samstag, 15. Februar 2014

Ein paar Worte zu...Matthias Matussek

Da wacht man auf, schaltet das Laptop ein und freut sich ein paar Minuten später über die wunderbare, ehrliche, warmherzige Coming-Out-Rede von Ellen Page...und wird dann urplötzlich mitten im Enthusiasmus gebremst von einem erzkonservativen Idioten, der meint, auf die ohnehin schon ziemlich missratene Debatte um Homosexualität in Deutschland noch etwas draufsetzen zu müssen. Matthias Matussek schreibt für die "Welt", ist seiner Biografie zufolge bekennender Katholik - an sich ja erstmal nicht verkehrt - und betitelt seinen Kommentar mit "Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so." 
Nun. Lieber Herr Matussek, an Homophobie ist nichts gut. Homophobie ist Hass. Homophobie ist Ausgrenzung. Homophobie ist tödlich. Sogar konservative Katholiken sollten inzwischen begriffen haben, dass man auf so etwas nicht stolz sein sollte. Dieser Kommentar, angelehnt an die Debatte um Maischberger und gewisse Petitionen gegen die Aufklärung badenwürttembergischer Schüler, ist ein Stück roher Dummheit, wie ich sie selten (zumindest in großen deutschen Zeitungen) gesehen habe.
Sicher darf man sich ärgern, wenn man sich in der Nähe Homosexueller nicht wohl fühlt und dafür gleich als schlimmster Volksfeind verschrien wird - in Deutschland ist die Meinungsfreiheit ja letztlich Grundgesetz, auch für Herrn Matussek. Das dieses "sich nicht wohlfühlen" auf religiös-verwirrter, und letztlich rational wenig begründbarer Ebene stattfindet, lassen wir an dieser Stelle mal außen vor - ich bin müde, immer wieder das "Aber wir sind doch ganz lieb!"-Schild zu schwenken. Was aber gar nicht geht, ist dieses Nicht-Wohlfühlen erklären zu wollen - und dabei ganz tief in den Diskriminierungs-Topf zu greifen.
Laut Herrn Matussek sind homosexuelle Paare "defizitär" und nicht in der Lage, gute Eltern zu sein - schließlich sei uns das binäre System nicht ohne Grund gegeben, Kinder für homosexuelle Paare seien offensichtlich weder von Gott noch der Natur vorgesehen...es folgen noch ein paar weitere verblendete Annahmen und biologischer Determinismus der übelsten Sorte.
Dann können Homosexuelle eben nicht miteinander auf die jahrhundertelang vorherrschende, "natürliche" Art miteinander Kinder bekommen. So what?! Das bedeutet nicht, dass sie minderwertig sind - höchstens von der Gesellschaft benachteiligt. Äußerungen wie die von Herrn Matussek helfen da wenig. Vielleicht will Matussek nicht, dass ihm jedes Mal grob über den Mund gefahren wird, wenn er sich als gläubiger Katholik bedroht fühlt oder etwas nicht für richtig hält, oder was auch immer es ist, was ihn da im tiefsten Inneren stört. Vielleicht gefällt es aber auch den Homosexuellen nicht, immer wieder als minderwertig und naturwidrig bezeichnet zu werden, und nichts dagegen sagen zu dürfen.
Am Ende verklärt Matussek sich zum Märtyrer und verkündet, "nun lasse ich mich gerne steinigen". Ein wenig anmaßend, oder nicht? Es wäre weitaus friedlicher, wenn alle Beteiligten mal ein paar Gänge runterschalten würden, ein wenig mehr auf die Wortwahl achteten, und begreifen würden: Es ist nicht Meinungsfreiheit, wenn man andere herunterputzt, es ist lediglich gefährlich. Es ist Meinungsfreiheit, und noch viel besser: Gleichheit, wenn jeder den anderen sein lässt, wie er ist, und nicht gleich die göttliche Messlatte hervorholt. Steinigen, das ist ja so mittelalterlich.
(Ach was, Herr Matussek wird auch nicht gern als mittelalterlich bezeichnet? Na so was.)

Mittwoch, 12. Februar 2014

Muskeln spielen lassen

Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Ich bin produktiv - habe schon Emails verschickt, Kurs-Kameraden wichtige Infos zukommen lassen, eine Paket-Zustellung arrangiert, meine Pläne für nächste Woche konkretisiert, und endlich mal eine UK-Sim-Karte bestellt - und es ist kurz nach 11. Ich hab noch nicht mal gefrühstückt. Oh weh.
Vielleicht ist das so ein Loop aus dem Wochenende, oder eine Kompensierung, oder so. Gestern im Seminar wurde mir (wie so ziemlich allen anderen auch) mal fett reingedrückt, dass wir quasi nur noch vier Wochen haben, um unser Projekt fertig zu stellen. AH! Ich hab ein paar Licht-Tests gemacht am Wochenende, und mir die Arme lang- und die Muskeln dickgeschleppt mit dem blöden Scheinwerfern. Ja, der Mensch, der immer moserte: "Also, Blitz find ich ja scheiße!", benutzt jetzt Scheinwerfer. Muskelkater ist vorprogrammiert.
Allerdings hab ich die Scheinwerfer und Models (!!!) derzeit nur wochenends zur Verfügung. Also muss ich mir unter der Woche etwas anderes suchen. Hmm. Ich denke, ich gehe jetzt erstmal frühstücken.


Dienstag, 4. Februar 2014

Neues von der Front

Manche nennen mich strebsam, andere fordern mich auf, mein Bett auch mal zu verlassen - wie auch immer man meinen Arbeitseifer beurteilen mag, ich hab's doch hier und da hingeschafft, und ein paar Fortschritte erzielt - wie auch immer das passiert ist. Noch starre ich zwar nicht im Schweiße meines Angesichts auf irgendwelche miserablen Bilder und frage mich, wie zur Hölle ich in dieses Chaos geraten bin. Das wird sicher noch passieren, angesichts der sechs Wochen Arbeitszeit für's nächste Projekt und meinem völlig abgedrehten, miserabel umsetzbaren, aber letztlich von Paul akzeptiertem Konzept. 
Aber immerhin weiß ich nun, wohin mich dieses Semester führen wird - das Leitthema ist HIV/AIDS, und das wird sicher etwas tiefgründiger als der Zirkus- und Theaterkram der letzten Zeit. Das schadet den grauen Zellen sicher nicht. Apropos Zirkus: Ich war dann am Sonntag noch dreieinhalb Stunden im neuen Trainingszentrum von NoFit State, und ach, war das alles herzig. Es war Tag der offenen Tür, und sie brauchten Fotografen, und überall wuselten kleine Prinzessinnen und Spidermans herum und alles freute sich und lachte. Das brauche ich öfter, in nächster Zeit, fürchte ich, auch wenn die neue Kamera auf Dauer doch ganz schön schwer ist, und die Entscheidung, welches der 500 niedlichen Prinzessinnen-Bilder wieder zu löschen, auch nicht ganz einfach.

Samstag, 1. Februar 2014

Bücherwurm

Letztes Jahr noch wurde für diesen Winter Großbritannien und insbesondere Wales mit dem "Jahrhundertwinter" gedroht, drei Monate Schnee!!! schrieen sie alle. Tja. Also, in Newport regnet's. Und windet. Und regnet noch mehr. Schnee hatten wir bisher... gar nicht.
Also suche ich Schutz in meinem Bett, ab und an einen Blick ins trübe Grau vor dem Fenster werfend. Den Rest der Zeit habe ich Bücher vor der Nase. Ein Paradies, eigentlich! Eine Tasse Tee und Bücher - so schlimm ist das wirklich nicht. Mmmhja. Und das Schönste ist: Ich darf das nicht nur, nein, ich bin sogar explizit dazu aufgefordert. Im Theorie-Modul ist ein literature review gefordert, eine Auseinandersetzung mit sämtlicher Literatur im weitesten Sinne zu einem gewählten Thema. Und das praktische Modul dreht sich um konzeptuelle Dokumentarfotografie, hier ist die Idee und die damit verbundene Recherche alles.
Also lese ich, lese ich, lese ich. Auf dem Boden ist ein Stapel Kunstbücher aus der Bücherei, angefangen mit Photography and the Body und endend mit Don't leave me this way - Art in the age of AIDS. Vor dem Bett liegt Tony Kushners Angels in America, im Regal lauert die Tales of the City-Reihe, dessen letzte drei Fortsetzungen auf der Internet-Wunschliste mit David Bates Photography (Key Concepts) konkurriert. Die gelesezeichneten Artikel in der Internet-Historie tragen Titel wie HIV-Infektion: In Flagranti und 3D. Und so weiter...
Man kann es schon erraten - das alles beherrschende Thema für dieses Jahr ist HIV/AIDS. Kein Theater mehr. (Die Dozenten müssen das noch absegnen, aber...ach.) Klingt ganz schön deprimierend? Ich finde nicht. Man muss nur das richtige draus machen. Immerhin darf ich für die literature review auch sämtliche Popkultur in Betracht ziehen, die ich finde. Also immer her mit einer schrägen Mischung aus Philip Lorca diCorcia, Nan Goldin, John Grant und Dallas Buyers Club. Der Regen kann draußen bleiben.

Mittwoch, 29. Januar 2014

Dresscode: Schwarz-Weiß

Heute gab's Feedback und Noten für die Bilder und während meine Gruppe die beste Note für die Ausstellung erhielt (verdientermaßen, finde ich!), bin ich mit der Einzelnote nicht ganz so zufrieden. Aber nun, was hilft's denn. Mein werter Mitbewohner merkte an, vermutlich zu Recht, dass es am Ende eh auf die Bilder ankommt, wenn man irgendwo ankommen möchte.
Und meine Bilder, die find ich gut. - Paul ermutigte mich in der Feedback-Runde, doch meine ganze Karriere auf die Theaterfotografie auszurichten, und die restliche Zeit in Newport zu nutzen, mich darauf zu spezialisieren. Ob ich darauf so Lust habe, weiß ich ja noch nicht so recht....
Aber ich will euch die Bilder auch nicht länger vorenthalten: Eine große Auswahl von Sleeping Beauties gibt's auf meiner brandneuen 500px-Seite zu sehen!

Adam Scales, Lisa Jên Brown und Molly Vevers in der Probe
Bettrys Jones und Cast auf der Bühne

Dienstag, 28. Januar 2014

Gummistiefel und Automatenbier

Als Kind hatte ich ein Buch mit vielen Bildern und wenig Text, in dem von einem kleinen Jungen erzählt wurde. Dieser kleine Junge bekam knallrote Gummistiefel und hüpfte fortan glücklich in jede Pfütze, die er fand, ohne je nasse Füße zu bekommen.
Im Newport dieser Tage träume ich oft von diesen Gummistiefeln, insbesondere heute, als ich mit Schrecken feststellen musste, dass meine Lieblings-Schuhe an den Hacken Löcher haben und so gar überhaupt nicht mehr regendicht sind. (Keine Sorge, liebe Eltern, das Kind hat noch andere Schuhe, die durchaus funktionstüchtiger sind.) Es regnet beinahe ohne Unterlass - der walisische Winter ist eben doch eher nass als weiß, auch wenn gern Gegenteiliges behauptet wird. Das ist noch schlimmer als in der Schweiz, wo ich keine Berge sah, weil sämtliche Alpen sich in grauen Regenwolken versteckten.
Aber was hilft das Jammern? Nichts. Die Schweiz war auch so sehr unterhaltsam. Besonders gefiel mir Winterthur, das für die immerzu sauberen und konservativen Schweizer Verhältnisse mit durchaus alternativer Clubkultur aufwarten kann, und Zürich, diese graue, hässliche, teure Stadt am Limmat, die doch ihre kleinen, feinen, künstlerischen Geheimecken hatte - samt Party im Künstler-Atelier (mit Bier aus strassbeklebten Automaten) und einer wunderbaren Ausstellung im Helmhaus. - Jetzt klingt es so, als hätten wir nur gefeiert, da unten. Nein, nein, wir sind auch viel hin und her gefahren, haben Kisten geschleppt, Raclette-Angebote abgelehnt, und nicht einmal die Schweizer Polizei konnte uns etwas Regelwidriges nachweisen, als sie uns und unser britisches Auto namens "Hedd" zu kontrollieren meinte. Da ist so ein Automaten-Bier schon mal verdient.
Von Frankreich haben wir auch sehr viel gesehen, da unser Navi auch garantiert den kürzesten Weg suchen musste, und uns auf so einige schmale Landstraßen durch winzige, verlassene Dörfer lenkte. "Durch die Pampa in Frampas!" Inklusive günstiger Pizza in Bethune und noch günstigerem Hotel in Calais, Champagner-Straße in der Champagne, und sehr vielen Kriegs-Denkmälern auf der gesamten Strecke, war der Roadtrip mit so einigen Überraschungen gesegnet. Und lasst euch sagen: In einem Ford Focus schläft es sich gar nicht so schlecht.
Unterdessen fing der Uni-Alltag wieder an, und heute gab's die Einführung ins Theorie-Modul. Ganz viel Literatur müssen wir lesen, wichtig, wichtig, und ganz viel über den Tellerrand schauen - darin habe ich genug Übung, finde ich, und mache mir keine Sorgen, denn das letzte Essay ist mit exzellenter Bewertung zurück gekommen (Punktabzug nur für fehlende Seitenzahlen in den Referenzen, ups). Morgen steht die Feedback-Runde für die praktische Arbeit an. Es bleibt spannend. Nass bleibt es vermutlich auch. Am Freitag steht die Einführung für das nächste praktische Projekt an. Bis dahin verkrieche ich mich also unter meinen Decken, bearbeite ein paar Bilder, und träume mich zurück in die Schweiz.

Dienstag, 21. Januar 2014

Zürich

Viele Grüße aus dem Land der Alpen (in der Schweiz sind überall Alpen, wurde mir gesagt. Auch wenn man sie nicht sieht.)! Das Piratenschiff/die Fähre hat in Calais angelegt und wir haben es in etwas mehr als einem Tag - mit einer Nacht in den Hängematten/im Kofferraum durch Frankreich geschafft, gestern Basel erobert und heute Zürich. Gerade eben habe ich mir besten Rum/Pfefferminz-Tee andrehen lassen, und genieße es, mal nicht das Schlagen der Wellen/das ewig dröhnende Motorengeräusch hören zu müssen. Die Schweiz ist grau, kalt und nass, wie es in dieser Jahreszeit zu erwarten war, aber immerhin ist der Zeh, den ich mir kurz vor der Abfahrt noch unbedingt fast brechen musste, nur noch lila und tut nicht mehr so kräftig weh.

Samstag, 18. Januar 2014

Keine Sorge, mir geht es gut.

Dies ist der 201. Eintrag auf der Website, und es ist mir ein wenig peinlich, dass ich die 200 so sehr bejubelt habe, nur um dann einen halben Monat lang nichts von mir zu geben. Zu meiner Verteidigung möchte ich anmerken, dass ich seitdem ganz schön viel erlebt habe und einfach keine Zeit und Lust zum Schreiben fand.
Fangen wir also von vorne an: Da stand ich ganz arglos am Meer, den Wind und die Wellen genießend, als plötzlich ein Piratenschiff heran segelte. "Holla!", rief der Piratenkapitän und schwenkte seinen Hut, "willst du mit uns auf Kaperfahrt fahren?" - "Hurra!", rief ich, band mir meinen Regenmantel fest und.... wie, höre ich euch schreien, das kann doch nicht die echte Geschichte sein? Na gut, seufz. Dann eben die Wahrheit.

Die Wahrheit ist, dass, wie alle Jahre wieder, Weihnachten und Neujahr so unglücklich aufeinander fielen, dass ich gar nicht mehr wusste, wie und wohin, und überhaupt, warum all die Geschenke und all das Essen?! Und da dachte ich gerade, der Trubel sei vorüber, da fand ich mich frühmorgens auf dem Bremer Flughafen wieder, und wenig später in London, und noch ein wenig später schon wieder in Newport. Durchatmen, Bett, Ruhe, dachte ich mir, aber nichts da. Eine Woche nach der Rückkehr warteten schon die Deadlines und rieben sich hämisch die Hände!
Meine Tage und Nächte verbrachte ich folglich damit, Wasserflecken von meinen Negativ-Scans zu photoshoppen, das beste Papier zu kaufen, und photogeshoppte Bilder auf bestem Papier zu drucken, nebenher noch Bücher zu wälzen, ein Essay zu schreiben, und beinahe krank zu werden. Dann wollte auch noch eine Ausstellung aufgebaut werden - der Tag hat ja mehr als 24 Stunden, also malerte und fegte ich auch noch, hegte und pflegte eine Website, twitterte viel und aß wenig (vor allem Fertigpizza). Am Montag durfte ich dann endlich meine Foto-Arbeit in Pauls Hände legen, am Dienstag das Essay einreichen, und am Donnerstag die Ausstellung eröffnen.
Ein Stress ohnegleichen! Da blieb nicht mehr viel Zeit für irgendetwas anderes. Zu meiner großen Freude, und verdientermaßen, bin ich mit dem Essay einigermaßen zufrieden, mit der Fotoarbeit sehr glücklich, und die Ausstellung läuft auch super. Ich habe sehr viel Lob für meine Bilder bekommen, noch ein paar Kaufinteressenten gefunden (mal schauen, ob das wirklich was wird...) und vegane Muffins gegessen. Es sind wirklich viele Leute zur Eröffnung gekommen, und Paul und den anderen Dozenten schien's ebenfalls gefallen zu haben.
Jetzt wird es Zeit, mal wieder ins Leben zurück zu kehren. Der Rost muss von den Blogs abgekratzt werden, Bilder wollen auf Flickr zur allgemeinen Bewunderung hochgeladen werden (bald versprochen), mein Küchenschrank hat Hunger auf Nahrungsmittel, die nicht aus Käse bestehen, und außerdem...fahre ich in die Schweiz! Und zwar morgen früh - meine allerliebste Erasmus-Freundin Mira und ich machen uns auf einen Roadtrip durch England, Frankreich und das Land des Stinkekäses. Wenn ich Internet finde, werde ich von unterwegs berichten.

Wie, schreit ihr jetzt, das war alles? Wegen so ein paar pupsigen, lausigen Uni-Sachen vernachlässigst du uns? Ach. Na gut, also nochmal von vorne: Da stand ich ganz arglos am Meer, den Wind und die Wellen genießend, als plötzlich ein Piratenschiff heran segelte...