Freitag, 21. Februar 2014

Let's get down to business

Huch? Der letzte Blogpost vom letzten Samstag? No worries. Das Kind ist nicht in den Brunnen gefallen, nur schrecklich müde. Mitten in der Nacht bin ich aus London zurück gekommen und das Schlafdefizit macht sich noch bemerkbar. Aber eigentlich habe ich so viel zu erzählen!
Ich war mit zwölf Kommilitonen und unserer wunderbaren Herden-Chefin Lisa unterwegs in der großen Stadt (und in Brighton) für die network week, einer einmaligen Gelegenheit, Leute aus der Foto-Industrie zu treffen und hinter die Kulissen zu schauen. Übernachtet habe ich bei Freunden, das Geld ist vor allem für die Tube drauf gegangen (nicht für Foto-Bücher, schnief), und dazwischen hab ich mein Hirn zum Qualmen gebracht mit all den wertvollen Informationen, mit denen man uns zuballerte... wen haben wir nicht alles getroffen:
Zuerst, am Dienstag morgen, das über-über-über-populäre, arg berühmte und hochgehandelte Foto/Dokumentar/Kunst-Duo Adam Broomberg und Oliver Chanarin - von Lisa liebevoll Adam und Ollie genannt und geherzt. Für ihre Prominenz waren die beiden ganz entspannt und sehr großzügig - da durften wir schon mal die ersten Drucke von Ghetto begrabbeln, und bekamen eine exklusive Vorschau aufs neue Projekt (Tipp: es geht um August Sander, Überwachung und Pussy Riot...). Im wunderschönen Studio im wunderschönen Spitalfields liefen und quatschten wir uns so langsam warm für den Rest der Zeit.
Als Nächstes gab sich Tom Hunter im LCC die Ehre, uns durch seine Ausstellung zu führen und all unsere Fragen zu beantworten. Merke: auch als alter Hippie kann man es in der Fotografie weit bringen, das ist ja schon mal ganz beruhigend.
Am Mittwoch ging es sehr früh nach Brighton. Vom zerstörten Pier und Strand, wo mal die Promenade war, haben wir nichts gesehen - wir waren bei Ewen Spencer im Studio und haben uns eingegroovt. Die ersten machten große Augen: "So was will ich später auch!", während den anderen noch der Koffein-Mangel anzumerken war.
Weiter ging's zur Mini-Legende Simon Norfolk, der uns nirgendwo anders als in seiner eigenen (sehr teuren) Wohnung an der See empfing. Zwischen Afghanistan-Mitbringseln löcherten wir den Meister der Landschaftsfotografie und des Selbst-Verkaufens, der nicht müde wurde, seine links-politische Herkunft zu unterstreichen und uns nebenbei Tipps zu geben, wie man am besten und billigsten in Kabul Großformat-Fotografie betreibt.
Den Anschluss in Brighton gestaltete Simon Roberts, der es uns nicht übel nahm, dass wir etwas zu spät kamen, sondern ganz entspannt darüber plauderte, wie man mal so eben Drucke, Gallerie, Bücher, Zeitschriften und neue Arbeiten unter einen Hut bringt - mit drei Kindern. Manche sind eben doch besser als andere. Von beiden Simons würden wir auch am Donnerstag noch viel hören - hochgelobt als Vorbild für die kleinen Studenten. Unsere Kinnladen wurden immer lockerer, während unsere Hirne zu rauchen begannen.
Im Kleingruppen ging's am Donnerstag abermals durch London: Zuerst zu den Machern der Zeitschrift British Journal of Photography - der vielleicht einzige enttäuschende Besuch, denn das, was ich als meinen Traumjob erachtete, ist ein schnödes, hektisches Gruppenbüro, in dem alle nur an die nächste iPad-Version denken.
Dafür präsentierte sich danach das Team der Agentur Panos im stillen, Kanal-durchzogenen Hackney und nahm sich einfach mal mehr Zeit für uns als geplant, um uns auch wirklich all ihre Schwerpunkte erklären zu können. Das Design-Team, das im gleichen Büro wohnt, zeigte uns, wo wir schon mal da waren, wie man erfolgreich seine eigene kleine Nischen-Agentur aufbaut - Achtung, niedliche Kätzchen! Also, so für Panos zu arbeiten wär' schon geil...
Es folgte der wohl gemütlichste, aber auch leider kürzeste Abstecher ins Wohnzimmer von Maja Daniels, die zwischen zwei neugierigen Katzen und vielen Tassen Tee darüber plauderte, wie man als junge Fotografin auf sich aufmerksam macht und warum es gar nicht blöd ist, einen Abschluss in Soziologie zu haben.
Unseren Trip beendeten wir schließlich in Hoxton in der Flowers Gallery, wo sich die Gruppen (auch die, die statt Panos und Maja Nigel Shafran und Dafna Talmor besuchten) wieder fanden, um eine Exklusiv-Tour mit Jason Larkin durch seine noch nicht eröffnete Ausstellung zu bekommen, und um im Büro vom Chef auf dem Sofa zu lümmeln und Foto-Bücher anzugucken. Es wurde spät, es gab Wein, und allmählich taten die Köpfe schon fast weh vom gesammelten Wissen.
Zum Glück fuhren die Busse nach Newport noch am gleichen Abend...

Jetzt muss alles erstmal verdaut, die Füße ausgeruht, die Rucksäcke ausgepackt, die Bilder entwickelt werden. Schön war's. Viel war's. PUH.
(Aber ich hab mal in der Gallerie gefragt - die nehmen auch Praktikanten. Und mich kennen sie jetzt ja. Es gibt immer einen Weg zurück nach London...)

1 Kommentar:

  1. Wenn ich bei unserem nächsten Treffen immer noch sehr weiß im Gesicht bin, bin ich immer noch Erblasst vor Neid! Und ich dachte, ich wäre cool, weil in meinem Garten ein Model mit zwei Fotografinnen steht...

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