Freitag, 28. Februar 2014

Ans Herz

Heute war wieder Le Pub, juhu, und ratet, wer sich nach vorne gesetzt hat und ein paar Bilder gezeigt und ein bisschen was erzählt und präsentiert hat? Richtig, Ich! Euphorie! Herzklopfen! Nee, war eigentlich gar nicht so schlimm. Ich war überraschend unaufgeregt, und die Fragen waren auch nicht böse, und insofern war das alles vollstens entspannt. Nicht mal Blödsinn erzählt hab ich. Voll gut.
Das war ganz schön, so ein fröhlicher Tagesabschluss. Heute ist nämlich meinem Fotoprojekt die letzte Puste ausgegangen und es ist ohnmächtig in den Fluss Usk gestürzt. Alles nicht so dramatisch, nur fanden die Tutoren Lisa und Thijs Wassink (hach) das irgendwie nicht so prall, was ich da tat, und redeten es mir systematisch aus. Jetzt hab ich noch 2 1/2 Wochen, um was neues zu entwerfen und zu machen. Aber Deadlines motivieren ja, und so, ne.
Außerdem mussten wir im Theorie-Modul unsere Poster präsentieren und natürlich sagte man uns nicht vorher, dass nicht nur unser Anführer Jesse, sondern auch Colin und die Erst-Jahris zugegen sein würden. Colin fiel dann natürlich auf, dass mein Poster-Anteil quasi mein HIV-Essay aus dem ersten Jahr in DinA3-Format war; musste mich dementsprechend rausreden (ist aber geglückt!).
Und nun auf zu neuen Abenteuern! 
Ich glaube, ich gehe schlafen. Der Tag war lang genug.

Samstag, 22. Februar 2014

Unkaputtbar

Ich hab ein neues Handy...nun ja. 'Neu' ist gelogen. Alles, was an dem Ding neu ist, ist die Sim-Karte (aufgepasst: Ich hab jetzt 'ne englische Nummer. Wer sie haben will, muss mir schreiben.). Der Rest ist Nokia klassischer Bauart, eines der Dinger, mit denen schon Brutus damals Cäsar erschlug, oder so ähnlich. Unkaputtbar eben, und "Snake II" und monotone Nerv-Klingeltöne kommen kostenlos mit dazu. Hurra!

Die deutsche Nummer funktioniert trotzdem auch noch.

Freitag, 21. Februar 2014

Let's get down to business

Huch? Der letzte Blogpost vom letzten Samstag? No worries. Das Kind ist nicht in den Brunnen gefallen, nur schrecklich müde. Mitten in der Nacht bin ich aus London zurück gekommen und das Schlafdefizit macht sich noch bemerkbar. Aber eigentlich habe ich so viel zu erzählen!
Ich war mit zwölf Kommilitonen und unserer wunderbaren Herden-Chefin Lisa unterwegs in der großen Stadt (und in Brighton) für die network week, einer einmaligen Gelegenheit, Leute aus der Foto-Industrie zu treffen und hinter die Kulissen zu schauen. Übernachtet habe ich bei Freunden, das Geld ist vor allem für die Tube drauf gegangen (nicht für Foto-Bücher, schnief), und dazwischen hab ich mein Hirn zum Qualmen gebracht mit all den wertvollen Informationen, mit denen man uns zuballerte... wen haben wir nicht alles getroffen:
Zuerst, am Dienstag morgen, das über-über-über-populäre, arg berühmte und hochgehandelte Foto/Dokumentar/Kunst-Duo Adam Broomberg und Oliver Chanarin - von Lisa liebevoll Adam und Ollie genannt und geherzt. Für ihre Prominenz waren die beiden ganz entspannt und sehr großzügig - da durften wir schon mal die ersten Drucke von Ghetto begrabbeln, und bekamen eine exklusive Vorschau aufs neue Projekt (Tipp: es geht um August Sander, Überwachung und Pussy Riot...). Im wunderschönen Studio im wunderschönen Spitalfields liefen und quatschten wir uns so langsam warm für den Rest der Zeit.
Als Nächstes gab sich Tom Hunter im LCC die Ehre, uns durch seine Ausstellung zu führen und all unsere Fragen zu beantworten. Merke: auch als alter Hippie kann man es in der Fotografie weit bringen, das ist ja schon mal ganz beruhigend.
Am Mittwoch ging es sehr früh nach Brighton. Vom zerstörten Pier und Strand, wo mal die Promenade war, haben wir nichts gesehen - wir waren bei Ewen Spencer im Studio und haben uns eingegroovt. Die ersten machten große Augen: "So was will ich später auch!", während den anderen noch der Koffein-Mangel anzumerken war.
Weiter ging's zur Mini-Legende Simon Norfolk, der uns nirgendwo anders als in seiner eigenen (sehr teuren) Wohnung an der See empfing. Zwischen Afghanistan-Mitbringseln löcherten wir den Meister der Landschaftsfotografie und des Selbst-Verkaufens, der nicht müde wurde, seine links-politische Herkunft zu unterstreichen und uns nebenbei Tipps zu geben, wie man am besten und billigsten in Kabul Großformat-Fotografie betreibt.
Den Anschluss in Brighton gestaltete Simon Roberts, der es uns nicht übel nahm, dass wir etwas zu spät kamen, sondern ganz entspannt darüber plauderte, wie man mal so eben Drucke, Gallerie, Bücher, Zeitschriften und neue Arbeiten unter einen Hut bringt - mit drei Kindern. Manche sind eben doch besser als andere. Von beiden Simons würden wir auch am Donnerstag noch viel hören - hochgelobt als Vorbild für die kleinen Studenten. Unsere Kinnladen wurden immer lockerer, während unsere Hirne zu rauchen begannen.
Im Kleingruppen ging's am Donnerstag abermals durch London: Zuerst zu den Machern der Zeitschrift British Journal of Photography - der vielleicht einzige enttäuschende Besuch, denn das, was ich als meinen Traumjob erachtete, ist ein schnödes, hektisches Gruppenbüro, in dem alle nur an die nächste iPad-Version denken.
Dafür präsentierte sich danach das Team der Agentur Panos im stillen, Kanal-durchzogenen Hackney und nahm sich einfach mal mehr Zeit für uns als geplant, um uns auch wirklich all ihre Schwerpunkte erklären zu können. Das Design-Team, das im gleichen Büro wohnt, zeigte uns, wo wir schon mal da waren, wie man erfolgreich seine eigene kleine Nischen-Agentur aufbaut - Achtung, niedliche Kätzchen! Also, so für Panos zu arbeiten wär' schon geil...
Es folgte der wohl gemütlichste, aber auch leider kürzeste Abstecher ins Wohnzimmer von Maja Daniels, die zwischen zwei neugierigen Katzen und vielen Tassen Tee darüber plauderte, wie man als junge Fotografin auf sich aufmerksam macht und warum es gar nicht blöd ist, einen Abschluss in Soziologie zu haben.
Unseren Trip beendeten wir schließlich in Hoxton in der Flowers Gallery, wo sich die Gruppen (auch die, die statt Panos und Maja Nigel Shafran und Dafna Talmor besuchten) wieder fanden, um eine Exklusiv-Tour mit Jason Larkin durch seine noch nicht eröffnete Ausstellung zu bekommen, und um im Büro vom Chef auf dem Sofa zu lümmeln und Foto-Bücher anzugucken. Es wurde spät, es gab Wein, und allmählich taten die Köpfe schon fast weh vom gesammelten Wissen.
Zum Glück fuhren die Busse nach Newport noch am gleichen Abend...

Jetzt muss alles erstmal verdaut, die Füße ausgeruht, die Rucksäcke ausgepackt, die Bilder entwickelt werden. Schön war's. Viel war's. PUH.
(Aber ich hab mal in der Gallerie gefragt - die nehmen auch Praktikanten. Und mich kennen sie jetzt ja. Es gibt immer einen Weg zurück nach London...)

Samstag, 15. Februar 2014

Ein paar Worte zu...Matthias Matussek

Da wacht man auf, schaltet das Laptop ein und freut sich ein paar Minuten später über die wunderbare, ehrliche, warmherzige Coming-Out-Rede von Ellen Page...und wird dann urplötzlich mitten im Enthusiasmus gebremst von einem erzkonservativen Idioten, der meint, auf die ohnehin schon ziemlich missratene Debatte um Homosexualität in Deutschland noch etwas draufsetzen zu müssen. Matthias Matussek schreibt für die "Welt", ist seiner Biografie zufolge bekennender Katholik - an sich ja erstmal nicht verkehrt - und betitelt seinen Kommentar mit "Ich bin wohl homophob. Und das ist auch gut so." 
Nun. Lieber Herr Matussek, an Homophobie ist nichts gut. Homophobie ist Hass. Homophobie ist Ausgrenzung. Homophobie ist tödlich. Sogar konservative Katholiken sollten inzwischen begriffen haben, dass man auf so etwas nicht stolz sein sollte. Dieser Kommentar, angelehnt an die Debatte um Maischberger und gewisse Petitionen gegen die Aufklärung badenwürttembergischer Schüler, ist ein Stück roher Dummheit, wie ich sie selten (zumindest in großen deutschen Zeitungen) gesehen habe.
Sicher darf man sich ärgern, wenn man sich in der Nähe Homosexueller nicht wohl fühlt und dafür gleich als schlimmster Volksfeind verschrien wird - in Deutschland ist die Meinungsfreiheit ja letztlich Grundgesetz, auch für Herrn Matussek. Das dieses "sich nicht wohlfühlen" auf religiös-verwirrter, und letztlich rational wenig begründbarer Ebene stattfindet, lassen wir an dieser Stelle mal außen vor - ich bin müde, immer wieder das "Aber wir sind doch ganz lieb!"-Schild zu schwenken. Was aber gar nicht geht, ist dieses Nicht-Wohlfühlen erklären zu wollen - und dabei ganz tief in den Diskriminierungs-Topf zu greifen.
Laut Herrn Matussek sind homosexuelle Paare "defizitär" und nicht in der Lage, gute Eltern zu sein - schließlich sei uns das binäre System nicht ohne Grund gegeben, Kinder für homosexuelle Paare seien offensichtlich weder von Gott noch der Natur vorgesehen...es folgen noch ein paar weitere verblendete Annahmen und biologischer Determinismus der übelsten Sorte.
Dann können Homosexuelle eben nicht miteinander auf die jahrhundertelang vorherrschende, "natürliche" Art miteinander Kinder bekommen. So what?! Das bedeutet nicht, dass sie minderwertig sind - höchstens von der Gesellschaft benachteiligt. Äußerungen wie die von Herrn Matussek helfen da wenig. Vielleicht will Matussek nicht, dass ihm jedes Mal grob über den Mund gefahren wird, wenn er sich als gläubiger Katholik bedroht fühlt oder etwas nicht für richtig hält, oder was auch immer es ist, was ihn da im tiefsten Inneren stört. Vielleicht gefällt es aber auch den Homosexuellen nicht, immer wieder als minderwertig und naturwidrig bezeichnet zu werden, und nichts dagegen sagen zu dürfen.
Am Ende verklärt Matussek sich zum Märtyrer und verkündet, "nun lasse ich mich gerne steinigen". Ein wenig anmaßend, oder nicht? Es wäre weitaus friedlicher, wenn alle Beteiligten mal ein paar Gänge runterschalten würden, ein wenig mehr auf die Wortwahl achteten, und begreifen würden: Es ist nicht Meinungsfreiheit, wenn man andere herunterputzt, es ist lediglich gefährlich. Es ist Meinungsfreiheit, und noch viel besser: Gleichheit, wenn jeder den anderen sein lässt, wie er ist, und nicht gleich die göttliche Messlatte hervorholt. Steinigen, das ist ja so mittelalterlich.
(Ach was, Herr Matussek wird auch nicht gern als mittelalterlich bezeichnet? Na so was.)

Mittwoch, 12. Februar 2014

Muskeln spielen lassen

Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist! Ich bin produktiv - habe schon Emails verschickt, Kurs-Kameraden wichtige Infos zukommen lassen, eine Paket-Zustellung arrangiert, meine Pläne für nächste Woche konkretisiert, und endlich mal eine UK-Sim-Karte bestellt - und es ist kurz nach 11. Ich hab noch nicht mal gefrühstückt. Oh weh.
Vielleicht ist das so ein Loop aus dem Wochenende, oder eine Kompensierung, oder so. Gestern im Seminar wurde mir (wie so ziemlich allen anderen auch) mal fett reingedrückt, dass wir quasi nur noch vier Wochen haben, um unser Projekt fertig zu stellen. AH! Ich hab ein paar Licht-Tests gemacht am Wochenende, und mir die Arme lang- und die Muskeln dickgeschleppt mit dem blöden Scheinwerfern. Ja, der Mensch, der immer moserte: "Also, Blitz find ich ja scheiße!", benutzt jetzt Scheinwerfer. Muskelkater ist vorprogrammiert.
Allerdings hab ich die Scheinwerfer und Models (!!!) derzeit nur wochenends zur Verfügung. Also muss ich mir unter der Woche etwas anderes suchen. Hmm. Ich denke, ich gehe jetzt erstmal frühstücken.


Dienstag, 4. Februar 2014

Neues von der Front

Manche nennen mich strebsam, andere fordern mich auf, mein Bett auch mal zu verlassen - wie auch immer man meinen Arbeitseifer beurteilen mag, ich hab's doch hier und da hingeschafft, und ein paar Fortschritte erzielt - wie auch immer das passiert ist. Noch starre ich zwar nicht im Schweiße meines Angesichts auf irgendwelche miserablen Bilder und frage mich, wie zur Hölle ich in dieses Chaos geraten bin. Das wird sicher noch passieren, angesichts der sechs Wochen Arbeitszeit für's nächste Projekt und meinem völlig abgedrehten, miserabel umsetzbaren, aber letztlich von Paul akzeptiertem Konzept. 
Aber immerhin weiß ich nun, wohin mich dieses Semester führen wird - das Leitthema ist HIV/AIDS, und das wird sicher etwas tiefgründiger als der Zirkus- und Theaterkram der letzten Zeit. Das schadet den grauen Zellen sicher nicht. Apropos Zirkus: Ich war dann am Sonntag noch dreieinhalb Stunden im neuen Trainingszentrum von NoFit State, und ach, war das alles herzig. Es war Tag der offenen Tür, und sie brauchten Fotografen, und überall wuselten kleine Prinzessinnen und Spidermans herum und alles freute sich und lachte. Das brauche ich öfter, in nächster Zeit, fürchte ich, auch wenn die neue Kamera auf Dauer doch ganz schön schwer ist, und die Entscheidung, welches der 500 niedlichen Prinzessinnen-Bilder wieder zu löschen, auch nicht ganz einfach.

Samstag, 1. Februar 2014

Bücherwurm

Letztes Jahr noch wurde für diesen Winter Großbritannien und insbesondere Wales mit dem "Jahrhundertwinter" gedroht, drei Monate Schnee!!! schrieen sie alle. Tja. Also, in Newport regnet's. Und windet. Und regnet noch mehr. Schnee hatten wir bisher... gar nicht.
Also suche ich Schutz in meinem Bett, ab und an einen Blick ins trübe Grau vor dem Fenster werfend. Den Rest der Zeit habe ich Bücher vor der Nase. Ein Paradies, eigentlich! Eine Tasse Tee und Bücher - so schlimm ist das wirklich nicht. Mmmhja. Und das Schönste ist: Ich darf das nicht nur, nein, ich bin sogar explizit dazu aufgefordert. Im Theorie-Modul ist ein literature review gefordert, eine Auseinandersetzung mit sämtlicher Literatur im weitesten Sinne zu einem gewählten Thema. Und das praktische Modul dreht sich um konzeptuelle Dokumentarfotografie, hier ist die Idee und die damit verbundene Recherche alles.
Also lese ich, lese ich, lese ich. Auf dem Boden ist ein Stapel Kunstbücher aus der Bücherei, angefangen mit Photography and the Body und endend mit Don't leave me this way - Art in the age of AIDS. Vor dem Bett liegt Tony Kushners Angels in America, im Regal lauert die Tales of the City-Reihe, dessen letzte drei Fortsetzungen auf der Internet-Wunschliste mit David Bates Photography (Key Concepts) konkurriert. Die gelesezeichneten Artikel in der Internet-Historie tragen Titel wie HIV-Infektion: In Flagranti und 3D. Und so weiter...
Man kann es schon erraten - das alles beherrschende Thema für dieses Jahr ist HIV/AIDS. Kein Theater mehr. (Die Dozenten müssen das noch absegnen, aber...ach.) Klingt ganz schön deprimierend? Ich finde nicht. Man muss nur das richtige draus machen. Immerhin darf ich für die literature review auch sämtliche Popkultur in Betracht ziehen, die ich finde. Also immer her mit einer schrägen Mischung aus Philip Lorca diCorcia, Nan Goldin, John Grant und Dallas Buyers Club. Der Regen kann draußen bleiben.