Mittwoch, 27. November 2013

Die unerträgliche Leichtigkeit des Essay-Schreibens

Wenn man spät in der Nacht und mit seinem Mitbewohner zusammen über seinem Essay-Thema grübelt, kann schon mal so etwas dabei rauskommen wie: "Die willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit in der Fotografie", eine wissenschaftliche Untersuchung der Wahrheit hinter dem Schein in Richard Avedons Portrait-Fotografie.
Das werde ich genau so - nur eben auf Englisch - morgen im Seminar vorstellen. Mal sehen, was mein Tutor dazu sagt.

Sonntag, 24. November 2013

Review: "Die Dämonen", Fjodor M. Dostojewski

Am Anfang des Sommers erhielt ich ein neues Buch. Für einige Zeit lang, bevor ich tatsächlich anfing es zu lesen, scherzte ich, ich würde den Sommer über ein Lesetagebuch auf diesem Blog führen - schlicht und einfach, um stets motiviert zu bleiben, Dostojewskis 1000 Seiten langes Werk Die Dämonen auch wirklich zu beenden. Dann begann ich das Buch, stellte zu meiner eigenen Überraschung fest, dass die ersten hundert Seiten gar nicht so öde und schwurbelig waren wie befürchtet, und entschied mich gegen ein Lesetagebuch.
Oh, hätte ich doch nur anders gehandelt. Hätte ich doch nur.
Denn beendet habe ich das Buch tatsächlich - gestern. Nach vier, fast fünf, Monaten.

Was ich nicht bedacht hatte: Wenn man tausend Seiten hat, liegen zwischen den halbwegs aufregenden ersten hundert Seiten und den wirklich spannenden letzten hundert noch achthundert Seiten, die überwunden werden wollen. Und diese achthundert, die haben sich echt gezogen.
Dostojewski schreibt in Die Dämonen von den Verwirrungen einer russischen Kleinstadt, gerade von Leibeigenschaft in autoritäre Verwaltung übergegangen, in der traditionelle Herrschaft auf ehrgeizige Habenichtse, Literaten auf gläubige Analphabeten, und nicht zuletzt Anarchisten auf Autokraten treffen. Um den Gutsbesitzer-Sohn Stawrogin und den jungen Emporkömmling Werchowenskij sammelt sich eine kleine Gruppe, mit dem Ziel, "eine neue Ordnung" zu etablieren und zu diesem Zwecke mit Gewalt die alten Strukturen aufzubrechen. Ein politischer Thriller, so könnte man meinen, in dem die klassischen Gegensätze - alt, jung, traditionell, neu, Religion, Politik - gegeneinander ausgespielt werden.
So kann man das Buch auch lesen, wenn man unbedingt möchte. Sicher, vieler der Figuren revoltieren, wie der Einband verspicht, "jeder auf seine eigene Weise gegen bestehende Ordnungen". Aber leider sind es eben sehr, sehr viele Figuren, mit sehr, sehr vielen Problemen. Auf den tausend Seiten wird so manche Liebesverwirrung breitgetreten, so mancher ideologische Monolog gehalten, so manche Fehde angezettelt. Der politische Hintergrund, Dostojewskis durchaus angemessene Kritik an einem falsch interpretierten Sozialismus, tritt hinter die persönlichen Wehwehchen zurück: Wenn der Student Schatoff für eine mögliche Denunziation ermordet werden soll, so wird er in Wahrheit doch nur für seine Beleidigung Werchowenskijs umgebracht. Es ist, alles in allem, eben doch ein klassisches russisches Epos, samt all der Melodramatik, die 1870 ganz angesagt war.
Auf den letzten hundert Seiten, als Dostojewski anscheinend die warmen Worte ausgehen, wird es dann noch mal richtig wild. Die Zahl der Toten liest sich am Ende so, als seien Die Dämonen das direkte Vorbild für Game of Thrones gewesen, und vor lauter Intrigen, Feuersbrunsten, und unvorhersehbaren Kindsgeburten weiß man gar nicht, wo einem der Kopf steht. Das macht, in einer seltsamen Art und Weise, richtig Laune. Aber man muss eben erstmal bis dahin durchhalten.

Freitag, 22. November 2013

Es wird Winter

In Wales ist es kalt. Sehr kalt. Bin in alte Gewohnheiten verfallen und verbringe halbe Tage unter meiner Bettdecke, trinke viel Tee mit viel Zucker, und verbringe die restliche Zeit unter drei Schichten Kleidung an Orten ohne funktionierende Heizung - schändlich, schändlich. Ich weiß schon, warum es unter Künstlern mal angesagt war, in zugigen Pariser Mansarden zu erfrieren oder an Tuberkulose zu verrecken. Einen Zug dieser Selbstzerstörung kann ich definitiv auch an mir entdecken. Aber einen Vorteil hat es doch, nur der Fotograf im Theater zu sein - ich sitze als erstes vor dem Heizstrahler, noch bevor die anderen überhaupt eine Chance haben.

Dienstag, 19. November 2013

Polaroids, das Magische, das Banale, und ich

Es war ja recht ruhig um mich in dieser Blogsphäre - mal abgesehen von meiner kleinen Pöbelei gegen Sara Davidmann auf dem englischen Pendant -, so war das nicht beabsichtigt! Tut mir leid. Zu meiner Verteidigung muss ich aber auch sagen, dass ich wirklich viel um die Ohren habe. Nicht nur will ein Theater regelmäßig besucht und fotografiert werden, sondern auch die dazugehörige Gruppe gepampert und gepudert. Wie man nur alles so tot diskutieren kann! Immerhin fand das letzte Gruppentreffen hier bei mir zuhause statt, das war ganz nett, so etwas spart mir lange Wege.
Heute musste ich mal wieder Bilder vorstellen - Russell Roberts, einer der neuen Tutoren, hat uns ganz schön ins Gebet genommen - "Was sagt ihr? Ihr habt nicht mal eine einheitliche Definition von 'communities'?", aber auch jedem gerechtfertigtes Feedback gegeben. Und er mag, was ich tue! Und er sagt, dass ich auf dem richtigen Weg bin! Und er hat mir ein paar neue Ideen gegeben. Ich werde jetzt mehr nach dem Banalen als dem Magischen gucken, und dem ganzen ein bisschen mehr Tiefe geben. Außerdem werde ich darüber nachdenken, wie ich die Geschichte von Sleeping Beauties in meine Arbeit einbauen kann. Wer weiß, vielleicht benenne ich das Projekt ja einfach nach dem Stück? Aber das wäre auch irgendwie blöd. Es ärgert mich ein bisschen, dass ich verschlafen habe, ein Foto zu machen, als die Gasmasken und Schutzanzüge von 1984 noch neben dem Schild "Leute, wascht eure Tee-Tassen ab!" hingen. Da war es, das Banale und das Magische. Nur leider nicht auf meinem Film.
Bevor ich mir darüber den Kopf zerbreche, schreibe ich lieber meine Präsentation über Polaroid-Fotografie für Donnerstag. Dazu habe ich eigentlich keine Lust, zumal natürlich die ganze Gruppenarbeit an mir hängen geblieben ist. Aber was will man machen: Schließlich muss man erstmal durch's Banale, bevor man zum Magischen kommt. Am Ende der Woche bekomme ich bestimmt ein Einhorn.

Montag, 11. November 2013

Mehr als eine Option

So, mir ist soeben folgendes passiert: Ich hab zwei Tabs geöffnet, den Blog im einen, meine Lieblings-Fanfiktion-Seite im anderen - und gerade, als ich eine Überschrift eintippen wollte, leuchtete im Fanfiktion-Profil ein Update meiner derzeitigen Lieblingsgeschichte auf. Fuh. Was tun? Bloggen? Lesen? Aaaah!
Jetzt habe ich mich für's Bloggen entschieden. Freut euch, liebe Leute, ihr habt Priorität! So viel hab ich aber auch gar nicht zu erzählen. Das Wochenende habe ich eher ruhig angehen lassen, denn fotografieren ging ja schlecht, weil keine Proben, und in der Uni arbeiten ging auch schlecht, weil Uni zu. Also habe ich geschlafen und gegessen (muhaha), ein bisschen für meine Lieblings-Fanfiktion-Seite geschrieben, ein paar Dinge durchsortiert und Mira bei ihrem Landschaftsfotografie-Projekt geholfen. Ein Spaß.
Heute habe ich es dann aber doch wieder in die Uni geschafft, und zwar gleich so richtig: Ich habe mich für 6 1/2 Stunden in der Scanning-Suite vergraben und ebenso lange Musik gelauscht, während der Scanner langsam, aber sicher meine drei Filme von letzter Woche einscannte. Und, oh, schön sind die Bilder geworden! So richtig nette schwarz-weiße Probenraum-Fotografie, wie man sie kennt. Oh, ich mag mein Theater. Ich mag meine Fotos. - Bilder gibt's, sobald ich sie auch im handlichen .jpg-Format habe.
Eine kleine Geschichte muss ich ja dann doch noch erzählen: Am Mittwoch sollte mein Päckchen mit Filmnachschub ankommen. Am Donnerstag war es immer noch nicht da, so dachte ich jedenfalls, bis ich den "Wir haben Sie leider verpasst"-Zettel unter den gesammelten Flyer-Werken in unserem Hausflur ausgrub - inklusive Verweis auf's nächste Postamt. Ich lief also zum Postamt, ganze zwei Mal, nur um jedes Mal mit leeren Händen wieder zu gehen. Eine am Freitag versendete, verzweifelte Mail (wooooo ist der Film, den ich heute schon bräuchte, aaaaaah!) wurde dann beantwortet mit: Übrigens, Sie waren beim falschen Postamt. "IHR BLÖDEN SÄCKE!" Am Samstag lief ich also zum richtigen Postamt, fand meinen Film und konnte auf dem Rückweg einen Park samt tanzenden Eichhörnchen entdecken. Ein Abenteuer ohnegleichen.

(und jetzt schnell zu fanfiktion.de!)

Freitag, 8. November 2013

Dienstag, 5. November 2013

Upgrade

Hahaha, schaut euch das an:

Und das alles für eine halbe Stunde vor Einlass von 1984, in der ich durch die Gegend gerannt und auf Dinge geklettert bin, Objektive allerortens verloren und wiedergefunden, mein Stativ umgebaut und lustige Langzeit-Aufnahmen gemacht habe. Das war alles nicht so professionell, aber lustig. 

Sonntag, 3. November 2013

Kontakt

Womit habe ich heute den Tag verbracht? Nun, abgesehen davon, dass ich dem Regen zugeschaut und überlegt habe, eine Arche zu bauen - habe ich Fotos editiert. Ohne Ende. Okay, doch mit Ende, aber jenes Ende kam erst gerade eben und nun hab ich genug davon, stundenlang auf Fotos zu starren. Also einen Blog schreiben! Hab aber nichts zum Schreiben. Hmm.
Es ist wirklich gar nicht so viel passiert... Mittwoch Fotos machen, Donnerstag ausschlafen und Frankenstein im Kino gucken, Freitag Film entwickeln (und ruinieren - besser nicht nachfragen), Samstag Fotos machen, Sonntag Fotos editieren. Öh.
Die beiden Foto-Termine hatte ich, wie bereits erwähnt, bei Kontakt im Sherman Cymru Theater - ein ganz fantastisches "Theater-Experiment", in dem jedes Publikumsmitglied an einem eigenen Tisch saß, gegenüber wechselnden Schauspielern. Gespräche wurden geführt, es wurde getanzt, geschwiegen, gemalt. Sehr intensiv, sehr interessant, sehr schön. Das war wohl mein Highlight dieser Tage.
Und morgen bin ich ganz von Anfang an bei den Proben zu Sleeping Beauties dabei! Juhu! Ich bin etwas aufgeregt.