Sonntag, 26. Oktober 2014

Alte Freunde, Neue Freunde

Mit den Projekten geht's voran und auf dem Weg trifft man neue und alte Freunde, wie das eben so ist. Am Donnerstag ging es auf nach Bristol, um dem Kollegen Fred zu assistieren. Es galt, den sympathischen Gesichtsausdruck eines Schweins einzufangen. Eber Prince fand das aber gar nicht lustig und wollte lieber fressen oder sich kratzen, als einmal stillzustehen. Sau Pepper war schon etwas lässiger, aber Ferkel hüten sich auch nicht von allein und so waren wir gut beschäftigt damit, der lieben Pepper über die Weide nachzurennen und im richtigen Moment abzudrücken. - Gestern kam die SMS von Fred, ein Bild von Prince sei "brauchbar", immerhin.
Inzwischen fuhr ich in Aberystwyth, meinem kleinen heimeligen Lieblingsdorf an der irischen See, um dort Andi - kennen gelernt beim Fotofestival in Rumänien - und meine Couchsurfer vom letzten Jahr, Tom und Patrick, wiederzusehen. Andi hat eine kleine Katze namens Mars, mit der ich mich sofort anfreundete, und die es besonders toll fand, neben mir auf meinem Kissen zu pennen, mit den Pfoten durch mein Haar zu wuscheln und daran zu nuckeln, oder mein Gesicht anzustupsen und zu lecken. Herzzerreißend knuffig, nur das Schnurren war um vier Uhr morgens etwas penetrant.
Außerdem war meine oberallerlieblings-Propeller Company in der Stadt, diesmal mit der Pocket-Version vom Midsummer Night's Dream. Die golfspielenden Deutschen neben mir (ohne Witz, ich kann wirklich nirgendwo hin, ohne auf andere Deutsche zu treffen!) und ich haben Tränen gelacht. Es gab auch wieder die Möglichkeit, im Anschluss an die Stunde Dauerwahnsinn Fragen zu stellen. "Wie ist das so, als Kerle Frauen zu spielen - und wie seid ihr auf die Idee gekommen, mitten im Shakespeare-Text Beyoncés Crazy in Love zu singen???"
Und nun bin ich etwas weiter nördlich an der walisischen Küste, im gemütlichen Wohnzimmer von Mira und Brian. Mira wohnt ja eigentlich bei mir im Haus. Dies ist ihre Zweitheimat. Oder unser Haus ist ihre Zweitheimat. Ich bin mir da nicht so sicher. Leider ist keine kleine Katze zum Kuscheln verfügbar. Dafür ein Lagerfeuer, und Ginger Biscuits. Ich kann mich nicht beklagen. Und trotz allem schaffe ich es sogar zu arbeiten - Brechts Texte zum Theater sind zur Hälfte gelesen, und eine erste Fotoauswahl zum Thatcher-Kapitalismus-Projekt besteht. Kein schlechtes Wochenende.

Samstag, 11. Oktober 2014

Wer lesen kann, muss auch mal schreiben

Sommer auf dem Tempelhofer Feld
Hier bin ich also. Die Uni hat wieder begonnen, und tralala, warum nicht einfach mal zwei Fotoprojekte und eine BA-Arbeit auf einmal auf die Studenten loslassen; es sind schließlich Studenten, die haben ja sonst nichts zu tun?
(Fairerweise muss man ja sagen, dass wir *tatsächlich* sonst nichts zu tun hätten, und dass wir ja an der Uni sind, um Fotoprojekte zu machen und Essays zu schreiben. Trotzdem. Hmpf.)
Dementsprechend vollgepackt sind meine Wochen im Moment. Ich versuche, mir darüber klar zu werden, was ich für das Projekt Kapitalismus im 21. Jahrhundert (deren Titel, nicht meiner) fotografieren will - ich muss das Anfang November abgeben. Gleichzeitig muss ich schon Präsentationen für das große, wichtige Abschlussprojekt vorbereiten. Und der Lesestoff für die BA-Arbeit liest sich leider auch nicht von allein.
Also flüchte ich. Am letzten Wochenende war ich in Hammersmith, London, beim zauberschönen, internationalen Theaterfestival All Change, wo es viel um's Geschichten-Erzählen ging, wo ich meine herzallerliebsten Jungs und Mädels von Barrel Organ wiedersah und ein wenig fotografierte. Außerdem besuchte ich die wunderbare Giulia, die ja netterweise immer eine Yoga-Matte für meine Übernachtungsbesuche bereit hält - auch kommende Woche wieder. Und ich war in meinem oberallerLieblingsbuchladen Gay's The Word (ich weiß, allein der Name!), den ihr alle, alle kennen werdet, wenn ihr erst einmal Pride gesehen habt! [Filmstart in Deutschland: 30.10. Keine Ausreden.] Dort hat mich Jim, Geschäftsführer und Gentleman der alten Schule, mit einem Stapel Bücher und einer DVD für meine BA-Arbeit versehen, und wir haben uns ganz gemütlich verquatscht. Außerdem war ich noch im besten Museum der Welt, dem ständig erwähnten Victoria and Albert Museum (V&A), die eine großartige und kostenlose Ausstellung zum Thema Protest laufen haben. Dort kamen mir fast die Tränen, weil die ein T-Shirt und ein Poster von Act Up haben. Mit dem Design, um das es in meiner BA-Arbeit geht. Mit Original-Notizen vom Designer. Hach.
Manchmal flüchte ich auch einfach vor den Computer. Gestern habe ich fleißig zwei Filme vom Sommer gescannt, mich wohlig in den Erinnerungen gesonnt und mich gefreut. Meinen Projekten geht's jetzt zwar immer noch nicht besser. Aber mir.
Am Mittwoch stürze ich mich dann also in den Kapitalismus des 21. Jahrhunderts. Ein Flucht-Theater-Termin ist aber schon arrangiert. Man darf sich ja nicht verrückt machen lassen. Schon gar nicht vom Kapitalismus, oder von Margaret Thatcher - um die geht's im nächsten Projekt. Grausig, gell?
Haha, 'gell'. Die süddeutschen Mitbewohner üben ihren Einfluss auf mich aus.
Sommer in Rumänien