Freitag, 29. März 2013

Pericles

Das Wort "verliebt" benutze ich gerne inflationär, aber in diesem Fall trifft es mal wieder kein anderes Wort besser:
Ich bin verliebt! Und zwar - ein leiser, melancholischer Tusch - in die neue Inszenierung der bremer shakespeare company, Pericles. Es ist ja so schön. So bezaubernd. Zauberschön. Auf der Homepage  als "biografische Expedition durch Raum und Zeit" angekündigt, verbirgt sich hinter diesem weniger bekannten Stück eine fantastische, mal romantische, mal traurige, mal spannende Lebensgeschichte. Pericles ist der Fürst von Tyrus und muss in Shakespeares Fantasie so einiges durchmachen, Mordkomplott, Frau weg, Kind weg - aber: life goes on... 
Die shakespeare company hat sich nach dem etwas vermasselten Richard III (ich sage nichts weiter) für "Pericles" zum Glück auf alte Stärken zurück besonnen, und gleichzeitig neue Wege beschritten. Das vierköpfige Ensemble (allen voran der verehrte Markus Seuß!) hat zur Unterstützung drei Puppen dabei und haucht so der Inszenierung ihren ganz eigenen Zauber ein. Aus der Sicht einiger Forscher wird die Geschichte Pericles' aufgerollt, und mit - ganz typisch shakespeare company - wenigen Mitteln, aber viel Spielfreude dem Publikum erzählt. Jenes sitzt dann mit offenem Mund und großen Augen da, während die Puppen zum Leben erwachen, wenn aus Koffern Schiffe und aus ein paar Handbewegungen ein heftiger Wüstensturm werden. Ungewohnt viel Zeit lässt sie sich diesmal, die company. Ganz in Ruhe schreitet die Erzählung voran, auch wenn Pericles' Lebensjahre davon rasen, wird sich Zeit und Musik für einen Tanz genommen, für eine kleine Episode, für ein paar liebevolle Gesten. Ich habe dann irgendwann das gerührte Lächeln nicht mehr aus dem Gesicht gewischt bekommen, so wunderbar war das alles, so poetisch, so melancholisch, und so lebensnah. Die Schauspieler schienen auch Spaß zu haben an dem, was sie da so tun und treiben, das ist für mich ja immer mit das wichtigste. 
Bei so viel Freunde ist man dann schon mal ganz erstaunt, wenn nach zwei Stunden alles schon wieder vorbei ist. Da zwinkert man dann erst einmal, und reibt sich verträumt die Augen. Wie, das war es schon? Und, ach ja, ich will ja klatschen, ganz viel und ganz laut (die Vorstellung gestern war leider äußerst schlecht besucht). Und jetzt muss ich allen erzählen, wie toll es war. Und dass sie es sich ansehen sollen, dieses traumhafte Kleinod in diesem wunderschönen neugemachten Theater nahe der Weser. Kommt, Kinder, kommt!
Ich suche derweil nach neuen Worten: Verzückt. Schwärmerisch. Vernarrt. Entbrannt. Euphorisch...

(An Richard III war auch nicht alles schlecht. Könnt ihr euch auch ansehen, ich freu mich ja, wenn man meine Lieblings-Company unterstützt. Pericles ist nur eben viel, viel schöner.)

Mittwoch, 20. März 2013

Nerds und Nicht-Nerds

Gerade habe ich einen sehr schönen Eintrag auf dem Blog meiner Freundin Katta gefunden: Es geht um Nerds, und um Möchtegern-Nerds und Möchtegern-Geeks, gehypte Nerds, geliebte Nerds und Fake-Nerds. Was ist ein Nerd? Und wie wird man ein Nerd? Und was ist ein Nerd nicht? Und warum H&M bitte, bitte die T-Shirts mit dem Aufdruck "Geek" aus dem Programm nehmen sollte...

Le monde et la mer proudly presents: "Ich komm von weiter nerdlich" von Kattastrophe.

And I'm like, umm, like...

Höre mir gerade die Interviews von gestern an... und ich sage wirklich oft "ähm", "umm" and "like". Viel zu oft. Zum Glück reden Ellis und Lee viel mehr als ich.

Dienstag, 19. März 2013

Höhen und Tiefen

9:00 - 9:50 Uhr: TIEF. Der Wecker hat geklingelt, immer und immer wieder, und die blöde Schlummerfunktion verleitet mich zum Schlummern, nicht aber zum graduellen Wachwerden. Ich will nicht aufstehen. Ich will nicht duschen. Ich will nicht den ganzen Tag durch Cardiff rennen (davon hatte ich in der letzten Woche genug). Doh.
11:25 - 11:55 Uhr: HOCH. Im Bus nach Cardiff, nach ein paar letzten Notizen auf den Interview-Blättern spricht mich der ältere Herr neben mir an. Er ist ganz interessiert an dem, was ich da tue, und als er hört, dass ich einen Dokumentarfilm drehen werde (oho!), fängt er ganz ungefragt an, aus seinem Leben zu erzählen. Wir kommen ins Plaudern. Herr Davies aus Newport ist 86, redet gern und hat einige Zeit in Deutschland gelebt - Düsseldorf, Berlin, Minden, erinnert sogar noch ein paar Worte, und hätte nie gedacht, dass er mal einer "German lady" (bahaha) im Bus begegnen würde. Er erzählt mir auch von seinen Söhnen und seiner geliebten Leica, und ich darf mir alte Fotografien aus seinem Portemonnaie angucken.
13:00 - 13:30 Uhr: HOCH. Das erste Interview mit Lee läuft ganz toll, und er erzählt mir ganz viele wunderbare Dinge. Ich bereue nicht mehr, dass ich einen Film über ihn und nicht über Herrn Davies mache.
14:00 - 17:00 Uhr: TIEF. Im Starbucks muss ich einsehen, dass ich die Hälfte des ersten Interviews aus der völlig falschen Perspektive gedreht und damit unbrauchbar gemacht habe. Die heiße Schokolade ist teuer. Ich mache mich zum Treffpunkt des zweiten Interviews auf, doch Ellis erscheint auch nach einer Stunde Wartezeit nicht. Im NoFit State Circus bekomme ich keinen Internetempfang, also zurück in den Starbucks, wo mich der Barista schon erkennt. Der Tee ist auch teuer.
17:00 - 20:30 Uhr: HOCH. Ellis ist online, Ellis entschuldigt sich tausendfach, Ellis verspricht, so schnell wie möglich zu kommen. Facebook wartet mit weiteren guten Neuigkeiten auf: Jenna kümmert sich um ein Haus, Kieran hat Lust auf einen Filmabend. Die gute Stimmung kehrt zurück. Ich laufe zum NoFit State und habe die Gelegenheit, noch ein paar Bilder zu machen. Ellis kreuzt auf (endlich!) und das Interview läuft und die Perspektive ist richtig und alles ist gut. Ich habe zwar das Aufwärmen zu meinem Akrobatik-Kurs verpasst, aber das bedeutet, dass ich fotografieren kann. Ich bin ganz ruhig - so entspannt und fokussiert wie noch nie in einem Foto-Shooting. Die Bilder sehen gut aus.
21:00 - ... Uhr. TIEF. Uh, zuhause. Müüüüde. Das Bett sieht verführerisch aus. Aber die Bilder müssen übertragen, die Kameras wieder ausgepackt, ein Back-Up ausgeführt werden. Es gibt noch viel zu tun.
23:08 Uhr. HOCH. Ich hab noch Mango-Orangensaft von Tesco. Mmmmmh.

Montag, 18. März 2013

Ich will aber!

Heutiges Thema: Ich brauche eine neue Kamera - Episode 412

Morgen stehen zwei Interviews für meinen allerersten Dokumentarfilm *grusel, grusel* an, und die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Nun kann meine kleine und eigentlich ja wirklich sehr liebenswürdige Nikon D5000 ja Videos machen, und sogar mit Ton! Nur ist die Tonqualität wirklich nicht die, die ich meinen Dozenten am Ende servieren möchte. Da dachte ich mir also: Leihe ich mir eben ein externes Mikro aus, stöpsele es in die Kamera, und voila, besserer Ton, toll.
Tja...ausprobiert und nichts voila, toll. Meine kleine Nikon hat keinen Mikrofon-Anschluss und ohne Anschluss ist Mikrofon schwierig. Damit wird es leider gänzlich unmöglich, die Interviews mit der Nikon zu filmen. Somit musste ich gleich nochmal zu meiner "Ausleihstelle" Beth - und ihre Kamera ausleihen. Zähneknirschend - ihre Kamera ist eine Canon Eos 550 D. Und voila, toll, toll! Das Mikro funktioniert. Das Bild ist gut. Den Interviews steht *klopfaufholz* nichts mehr im Wege. Und meine Nikon sitzt verloren daneben und eine einsame Träne rinnt am Bildstabilisator hinab.
Ich mag meine Nikon doch...aber so kann es einfach nicht weiter gehen...

Sonntag, 17. März 2013

Gekommen, um leider nicht zu bleiben

Für meine drei liebsten Besucher der letzten Woche! Nur noch ein paar Tage, dann heißt es auch für mich, ganz in der Manier der neu entdeckten alten Lieblingsmucke, "Bring mich nach Hause". Bis dahin:


(Für die Nicht-Eingeweihten: Meine Familie hat mich eine Woche lang in Cardiff und London beehrt, und auf den vielen langen Busfahrten hat mein mp3-Player übermäßig viel "Wir Sind Helden" ausgespuckt. So eine schöne Woche: so viel zu sehen, so nette Menschen, und so gute Musik.)

Dienstag, 12. März 2013

La mer

"Le Monde et La Mer" wurde heute zum ersten Mal dem Blog-Titel gerecht und war tatsächlich mal am Meer. Und es ist so schön, so wunderschön! Penarth, ein paar Kurven und Hügel von Cardiff Bay entfernt, ist ein altes Seebad, in dem verfallene Villen von besseren Zeiten zeugen und der kalte Wind um die Seebrücke pfeift - ein Meerblick mit ganz eigenem Charme. Nur zu empfehlen.
Beweisfotos folgen hoffentlich.

Samstag, 9. März 2013

PS: Derby-Fotos

Beide Bilder sind mit einem anderen Objektiv als meinem gewöhnlichen 18-105mm/f3.5-Zoom aufgenommen worden, und zwar einer manuellen 35mm/f2-Festbrennweite. Die habe ich für ein paar Versuche im Zirkus von unserem Uni-eigenen Media Store ausgeliehen. Das hat diverse Auswirkungen:
1. Mein ohnehin nicht allzu großer Nikon D5000-Body sieht mit dem Zoom-Objektiv ja ganz mächtig aus, mit dem kleinen 35er allerdings einfach nur niedlich - mehr Bridge als Spiegelreflex. Traurig, traurig.
2. Es ist so toll, dieses Objektiv, dass ich eventuell von meinem erst kürzlich gefassten Plan, irgendwann auf Canon umzusteigen, wieder Abstand nehme, und stattdessen vermutlich in ein paar tüchtige Objektive wie dieses investiere (ich sehe ein paar von euch auf den Tischen tanzen).
3. Ich bemerke, wie dringend ich eine Vollformat-Kamera brauche. Auch das tollste Vollformat-Objektiv ist mit einer 3/4-Format-DSLR irgendwie ein bisschen blöde.

Hach.

Format Festival Derby


Heute war ich den ganzen Tag unterwegs, denn wir haben von der Uni aus einen Abstecher zum "Format International Photography Festival" in Derby gemacht. Derby ist eine relativ kleine Stadt in den englischen Midlands, in Verbindung mit der Fotografie jedoch dank des Festivals und eines renommierten Studiengangs recht bekannt ("Newport" flößt den meisten dann aber doch mehr Ehrfurcht ein, Suzie hat es heute ausprobiert.) So ist heute frühmorgens eine bunt zusammengewürfelte Truppe aus allen drei Jahrgängen und Dozenten aufgebrochen, um drei Stunden später noch etwas müde aus dem Bus zu purzeln.
Angefangen haben wir alle mit der Ausstellung unseres Dozenten Ken Grant - mit Einführung des Fotografen, versteht sich. Das Format-Festival steht in diesem Jahr ganz im Zeichen von "work" und "factory" und Ken zeigte uns einige frühere, sehr stimmungsvolle Werke aus der Zeit der Wirtschaftskrise in seiner Heimatstadt Liverpool. Davon prächtig eingestimmt, machten wir uns auf den Weg, um die über die Innenstadt verstreuten Ausstellungsorte aufzuspüren und viele, viele Fotografien zu sehen. Der vorweg als Geheimtipp gehandelte Brian Griffin enttäuschte die meisten von uns, doch später fanden Kieran, Dek und ich viel, was uns begeisterte. Erik Kessels' Werk etwa, das mit riesengroßen Prints und fabelhafter Aufmachung den Charme alter Familienalben heraufbeschwört - ausgeschnittene Köpfe, Risse, Brandflecken und Kommentare inklusive. Gazi Nafis Ahmed, der Fabrikarbeiter aus Bangladesh zeichnen lässt und so den Albtraum von H&M produziert. Ian Teh, der die rauhe Industrielandschaft Chinas in meisterhaften Kompositionen porträtiert. Sebastian Liste und seine rauhen Portraits aus einem Leben in einer verlassen Schokoladenfabrik in Brasilien. Paul Wenham-Clarke, der mit Augenzwinkern von dem stillen Leben falscher Körperteile erzählt. Die in einem kleinen, gelben Wohnwagen untergebrachte Caravan Gallery, die mit viel Humor Straßenfotografie eine ganz neue Bedeutung verleiht. Das Bild oben stammt aus der Präsentation des Beijing Silvermine-Archivs, das bereits weggeworfenen Negativen zu etwas Berühmtheit verhilft. Und ich könnte die Liste fortführen und fortführen: Thais MedinaOliver EglinDavid Chancellor...
Auch Derby trug viel zur Begeisterung bei, mit geschickt ausgewählten Ausstellungsorten, etwa einer alten Kirche, einer ehemaligen Schokoladenfabrik (eine andere als bei Sebastian Liste), oder eben dem kleinen, gelben Wohnwagen. Die Stadt bezirzt einen außerdem mit einer niedlichen, uralten Innenstadt - nur das Wetter wollte heute nicht charmant sein, sondern kalt, grau, neblig und nass. Aber auch mit kalten Füßen lässt es sich gut Fotos ansehen. Schade nur um die Fotobücher, die gerade in den recht offenen Ausstellungsorten (Kirche, Fabrik) frieren und wellig werden - schon am ersten Ausstellungstag ließen sich die Opfer finden.
A propos Fotobuch: Zum Eröffnungswochenende wurde auch ein großer Fotomarkt geöffnet, mit vielen Ausstellern und tollen Angeboten. Nun habe ich es natürlich geschafft, mich gerade in das Buch zu verlieben, das nicht preisreduziert, sondern gar noch signiert und in arg limitierter Auflage vorhanden (in diesem Fall das einzige Exemplar in Derby) war...aber...es ist toll... Bücherfreunde müssen eben manchmal hungern. So ist das Leben.

"My precious..." Die Verleger haben mir versprochen, mir Suppe zu kochen, falls ich zu sehr hungern sollte.

Mittwoch, 6. März 2013

Dienstag, 5. März 2013

Frühling

Es ist doch tatsächlich mal warm und sonnig in Wales <3 Lasst uns übermütig werden.

Das ist Bas Jan Ader, der sich für seine Serie "Fall" so ziemlich überall runtergeschmissen hat. Heute gelernt: auch diese Arbeit sagt etwas über die Verbindung zwischen Körper und Kamera aus. Ich find's ja eher einfach lustig. Sollte ich meinen Kurs ernster nehmen?

Montag, 4. März 2013

Einfach scannen, scannen, scannen

In den letzten Tagen und Wochen habe ich viele Bilder und Videos hochgeladen, ich weiß. Heute habe ich zwei besondere Naturschönheiten für euch!
Wir hatten heute einen Workshop zu den Negativ-Scannern, die es uns erlauben, unsere analogen Bilder auch digital bearbeiten und drucken zu können. Diese kleinen Maschinen ermöglichen dir wirklich sehr viel - man kann so viel herumspielen, fantastisch - aber fürs Endergebnis ist man natürlich immer selbst verantwortlich. Aber wenn man weiß, wie man's macht, die nötigen Speicherkapazitäten und ein gewisses Ordnungstalent besitzt, dann ist man mithand dieser Maschinen, Photoshop und Drucker bestens gerüstet, für alles, was in der Foto-Industrie so warten mag. Ich bekomme hier alles kostenlos zur Verfügung gestellt. Das ist natürlich sehr nett, aber bedeutet auch, dass ich mich nach meinem Bachelor am Scanner festketten muss, weil ich hier nie, nie, nie wieder weg will.

Bitte, zwei meiner Scans von heute: ein Blick auf ein Feld vor Caerleon und ein wunderhübsches Portrait von jemandem, der mich bald besuchen kommt, uii!




Sonntag, 3. März 2013

Pragmatisch gesehen...

"Pragmatismus...ist das alles, was du zu bieten hast?" Rosencrantz und Guildenstern sind tot ;(


(Die deutsche Synchronisation ist ja grauselig!)