Donnerstag, 25. September 2014

Aufholen, Part I

Nun sitze ich auf dem Sofa in der neuen Bude und stelle, die Finger schon wund vom fleißigen Blog-Schreiben, fest, dass ich, wenn ich schon auf Englisch daher quassele, vielleicht auch mal auf Deutsch ein bisschen aufholen sollte.
Also. Wo war ich - Rumänien!

Dahin gekommen bin ich über Berlin nach Bukarest mit Airberlin, was toll war, denn als gewöhnlicher Ryanair-Passagier genießt man die freien Snacks, die Bildschirme mit Comedy-Serien und die kostenlosen Kotztüten gleich doppelt. In Bukarest angekommen, bekam ich gleich von Dana, der Freundin eines Freundes (mehr dazu später) ein Touri-Tour, und ich muss sagen, das lohnt sich. Bukarest ist ein bisschen wie Paris (oder so, wie ich mir Paris vorstelle). Ein bisschen wie London. Ein bisschen wie Berlin. Und ganz schön viel wie Bukarest, soll heißen, mit all den kleinen Parks und Bars, und der zusammengewürfelten Kultur, und dem lässigen Abhängen zwischen Kommunismus-Plattenbau und Coca-Cola-Werbung hat die Stadt echt ihren eigenen Charme.
Anschließend ging's nach Ploieşti, der Heimatstadt meines Kommilitonen Cătălin (eben schon erwähnter Freund), der dort schon zum zweiten Mal das Foto-Festival Secvenţe organisiert hatte. Wo Bukarest noch Charme hat, geht dieser Ploieşti völlig ab, aber man will sich ja nicht beschweren. Immerhin konnten meine Schweizer Abenteuer-Begleitung Mira und ich bei Cătălin wohnen und von dort aus zu den Ausstellungen, Konzerten, Diskussionsrunden und allem anderen, was das Festival so bereit hielt, aufbrechen.
Am Festival war ich sowohl mit einigen Bildern in der Ausstellung als auch mit einer Präsentation zum Thema "Gender und Fotografie" beteiligt. Letztere lief unerwartet gut, besonders angesichts des Umstands, dass ich sämtliche Proben verweigert hatte, und nicht mal einen USB-Stick besaß, um meine Powerpoint-Präsentation auf den örtlichen Computer zu bekommen. Umso freier und fröhlicher habe ich mir einen zurecht gequatscht und das anwesende Publikum, vor allem aus Festival-Fotografen und ein paar freiwilligen Helfern bestehend, schien's zu gefallen. Überhaupt zeichnete sich das ganze Festival dadurch aus, dass eine sehr freundliche Atmosphäre herrschte, man schnell ins Gespräch kam, und viele sehr offen und neugierig waren. Am zweiten Nachmittag hatten Mira und ich unsere "Gang", ein paar rumänische Fotografen, die netterweise auch für uns übersetzten - ich kann fünf Wörter rumänisch, nämlich ja, nein, vielleicht und danke in zwei Versionen - mit denen hingen wir dann immer ab, gingen zum Laternenfest, guckten Filme und diskutierten Disco-Musik.
Den Rest der Zeit brachten Mira und ich damit zu, die Landschaft zu erkunden. Von Ploieşti ist es nicht weit nach Câmpina, und von dort nicht weit in die Bucegi-Berge, die den Anfang Transsilvaniens markieren und durch die man nach Braşov/Kronstadt kommt. Braşov ist ein hübsches Städtchen, das kleiner wirkt als es ist, aber sich durch alte Steine (hallo, Oma), alte Kirchen, Aussichtstürme, enge Gassen und eine etwas schizophrene deutsche Vergangenheit auszeichnet. Ich konnte die meisten Inschriften lesen, aber die Kellnerinnen nicht verstehen. Außerdem feiern sie das Oktoberfest in Braşov, und zwar von Ende August bis Mitte September. Und der Dracula-Tourismus beginnt dort, denn die Burg Bran ist nicht weit. Aber wir wurden nicht gebissen, wir haben uns bloß gefreut, auf der Rückfahrt im klapprigen Zug den riesigen, goldenen Vollmond über den Bergen bestaunen zu dürfen.
Zudem waren wir dann noch auf einer Wein-Tour durch die "Gegend", so richtig mit Touri-Bus und so. Da haben wir dann noch mal ganz viele nette Rumänen kennen gelernt, die uns, vielleicht ein wenig weinselig, für VIPs hielten und uns am Ende sogar Wein schenkten. Das wirklich besondere daran aber war, dass man wirklich mal die Landbevölkerung sah, samt Pferdekarren und alten Frauen, die vor dem Haus saßen und dem Bus winkten. Das war sie dann vielleicht, die 'Armut', vor der mich alle gewarnt hatten. Vor allem aber war es eine ganz andere Kultur, die mich wirklich neugierig machte und mich einlud, wieder zu kommen.
Zum Abschluss ging's dann noch mal nach Bukarest, inklusive Versacken in einer richtig netten Alternativ-Bar mit exquisitem Eistee und super-entspannten Freunden von Dana, Metro fahren und Übernachten im Plattenbau. Und dann ging's nach Hause. Zurück in die Kälte. Acht Tage bei zwanzig bis dreißig Grad im Schatten waren zu kurz. Meh.

Und morgen: Tja, und wo bin ich jetzt?

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