Dienstag, 28. Januar 2014

Gummistiefel und Automatenbier

Als Kind hatte ich ein Buch mit vielen Bildern und wenig Text, in dem von einem kleinen Jungen erzählt wurde. Dieser kleine Junge bekam knallrote Gummistiefel und hüpfte fortan glücklich in jede Pfütze, die er fand, ohne je nasse Füße zu bekommen.
Im Newport dieser Tage träume ich oft von diesen Gummistiefeln, insbesondere heute, als ich mit Schrecken feststellen musste, dass meine Lieblings-Schuhe an den Hacken Löcher haben und so gar überhaupt nicht mehr regendicht sind. (Keine Sorge, liebe Eltern, das Kind hat noch andere Schuhe, die durchaus funktionstüchtiger sind.) Es regnet beinahe ohne Unterlass - der walisische Winter ist eben doch eher nass als weiß, auch wenn gern Gegenteiliges behauptet wird. Das ist noch schlimmer als in der Schweiz, wo ich keine Berge sah, weil sämtliche Alpen sich in grauen Regenwolken versteckten.
Aber was hilft das Jammern? Nichts. Die Schweiz war auch so sehr unterhaltsam. Besonders gefiel mir Winterthur, das für die immerzu sauberen und konservativen Schweizer Verhältnisse mit durchaus alternativer Clubkultur aufwarten kann, und Zürich, diese graue, hässliche, teure Stadt am Limmat, die doch ihre kleinen, feinen, künstlerischen Geheimecken hatte - samt Party im Künstler-Atelier (mit Bier aus strassbeklebten Automaten) und einer wunderbaren Ausstellung im Helmhaus. - Jetzt klingt es so, als hätten wir nur gefeiert, da unten. Nein, nein, wir sind auch viel hin und her gefahren, haben Kisten geschleppt, Raclette-Angebote abgelehnt, und nicht einmal die Schweizer Polizei konnte uns etwas Regelwidriges nachweisen, als sie uns und unser britisches Auto namens "Hedd" zu kontrollieren meinte. Da ist so ein Automaten-Bier schon mal verdient.
Von Frankreich haben wir auch sehr viel gesehen, da unser Navi auch garantiert den kürzesten Weg suchen musste, und uns auf so einige schmale Landstraßen durch winzige, verlassene Dörfer lenkte. "Durch die Pampa in Frampas!" Inklusive günstiger Pizza in Bethune und noch günstigerem Hotel in Calais, Champagner-Straße in der Champagne, und sehr vielen Kriegs-Denkmälern auf der gesamten Strecke, war der Roadtrip mit so einigen Überraschungen gesegnet. Und lasst euch sagen: In einem Ford Focus schläft es sich gar nicht so schlecht.
Unterdessen fing der Uni-Alltag wieder an, und heute gab's die Einführung ins Theorie-Modul. Ganz viel Literatur müssen wir lesen, wichtig, wichtig, und ganz viel über den Tellerrand schauen - darin habe ich genug Übung, finde ich, und mache mir keine Sorgen, denn das letzte Essay ist mit exzellenter Bewertung zurück gekommen (Punktabzug nur für fehlende Seitenzahlen in den Referenzen, ups). Morgen steht die Feedback-Runde für die praktische Arbeit an. Es bleibt spannend. Nass bleibt es vermutlich auch. Am Freitag steht die Einführung für das nächste praktische Projekt an. Bis dahin verkrieche ich mich also unter meinen Decken, bearbeite ein paar Bilder, und träume mich zurück in die Schweiz.

1 Kommentar:

  1. Bethune? Ernsthaft? So viel Zufall kann fast gar nicht sein! Da war ich doch damals im Austausch, das ist ein winziges Städtchen!
    :D Genial!
    Lg, Lotti

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