Dienstag, 8. Oktober 2013

Ian Walker und die Surrealisten

Ian Walker ist der Mann, dem ich meinen Studienplatz zu verdanken habe. Er war es nämlich, der mich an einem windigen, doch sonnigen Februar-Tag im Jahre 2012 zum Interview empfing und so meinen Weg in die Uni Newport ebnete. Das war etwas ungewöhnlich, denn er leitete bis zum Sommer das Master-Programm und ich war auch zunächst reichlich verwirrt, den netten, arg schielenden Mann mit dem Birminghamer Akzent nicht unter meinen Lehrern finden zu können. Zum Glück übernahm er dann aber verschiedene Vorlesungen in meinem Theorie-Modul, und von einigen erzählen wir uns heute noch ehrfürchtig: etwa seine "3 Times" und "3 Places"-Vorlesungen, in denen er je drei Bilder aus verschiedenen Epochen miteinander verglich und uns in dieser Zeit mehr über Dokumentarfotografie beibrachte, als drei Theorie-Bücher zusammen.
Nun hat Ian Walker das Dokumentar-Fotografie-Programm verlassen und ist Professor geworden - für etwas weniger als einen Monat, denn dann geht er in Rente. Möglich gemacht hat das eine kurzsichtige Planung meiner frisch-fusionierten Uni, die munter großzügige Rentenpläne verteilt hat, um Stellen zu sparen und somit vor allem ältere Dozenten, etwa Ian, oder auch Clive, ziemlich schnell losgeworden ist. Leider, leider.
Heute war der Tag der großen Antrittsvorlesung des Professor Walker, lang ersehnt, groß auf Facebook beworben. Das Thema: Eine kurze Geschichte der kurzen Geschichte der surrealen Fotografie (den Titel hat er sich ausgedacht - man erkennt seinen Humor). Dazu gab es nicht ganz so kurze Begrüßungs- und Dankesreden, ein warmes Büffet und Getränke. Was die Uni sich nicht alles einfallen lässt, um sich bloß nicht anmerken zu lassen, dass sie eiskalt den besten Dozenten aller Zeiten ziehen gelassen hat - sogar die vollkommen fachfremde Vizekanzlerin der Uni merkte etwas verschämt an, dass sie endlich mal in einer Vorlesung dieser Art alles verstanden hätte. Da wehte ein bitterer Nachgeschmack mit.
Ach Ian, ich werde dich vermissen.

Die gute Neuigkeit ist aber, dass ich endlich Jack mal wieder gesehen habe - noch ein Kreis, der sich schließt, denn so ziemlich vor einem Jahr hab ich den im Pub kennen gelernt, da war er ein erfahrener Dritt-Jahrist und ich der Frischling. Nun ist er fertig, ich im zweiten Jahr und wir können uns erfahren zunicken und grinsen: Ian Walkers rechtes Auge, das ist wirklich verwirrend.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen