Sonntag, 18. November 2012

Influenza Xtravaganza

Nun hat es mich mal wieder erwischt. Diese Woche war einfach nicht meine. Seit Freitag abend liege ich im Bett, abwechselnd frierend und schwitzend, hustend, schniefend, schlecht schlafend und mit dickem Kopf. Die blöde Grippe hat mir echt gerade noch gefehlt, aber irgendwie war es auch absehbar. Hier in der WG bin ich der dritte Fall, der unzähligste an der Uni, das schlechte Wetter und der Stress tragen ihren Teil bei.
Das Dumme ist, dass ich heute mit Steven verabredet war, einem waschechten Doctor Who-Fan aus Crawley, der der Star meines Portrait-Projektes sein soll. Die Tickets waren schon bezahlt, alle Reisepläne fest im Kopf. Tja nix... Jenna, die mich begleiten wollte, und ich kommen nicht aus unseren jeweiligen Betten. Völlig unmöglich. Das ganze Projekt ist über den Haufen geworfen, bis zum nächsten W.I.P. werde ich keine Bilder bekommen. Blöder Sch***.
Das Gute ist, dass ich viel im Bett liege und dementsprechend ganz viel Blödsinn im Internet treiben kann, a.k.a. youtube und Konsorten. Zu mehr bin ich nicht in der Lage, haha. (Ich sollte Fotos bearbeiten, und Pläne für die nächsten Wochen schmieden, und an meinem Essay arbeiten...nix da. Meine Konzentrationsspanne ist beeindruckend...erweise nicht vorhanden.) Ich hab schon einen Livestream geguckt, der ein Katzenkinderzimmer zeigt - die sind ja soo niedlich!

Und eine Kommilitonin hat mir eine hervorragende Dokumentation auf youtube.com geschickt. "Paris is Burning" behandelt die Ball-Kultur in New York in den endenden 1980ern. Die sogenannten "Bälle" waren große Veranstaltungen, bei denen sich die Schwulen, Lesben, Trans* und Transvestiten, vorwiegend afro-amerikanisch oder Latino, selbst gefeiert haben. Im Prinzip dienten die Bälle als Ablenkung von der Welt, die, wie die Regisseurin hervorragend herausarbeitet, vor allem von Existenzsorgen, AIDS, Sexarbeit und Ablehnung geprägt war. Die Träume dieser zumeist noch sehr jungen Menschen, die in ihren Häusern, die Xtravaganza oder Ninja heißen, eine Ersatzfamilie gefunden haben, werden gezeigt: Sie träumen vom Geschlechtswandel oder vom Erfolg als Model, aber auch von Sicherheit, Wohlstand und einem festen Partner, so wie wir es wohl alle kennen. Jennie Livingston ist ihren Hauptdarstellern sehr nahe gekommen (der Dreh hat sieben Jahre gedauert!) und hat so eine fühlbar ehrliche Einsicht in ihre Welt geschaffen. Ein empfehlenswerter Film.
Kleiner Fakt am Rande: Paris is Burning zeigt auch die Entstehung des "Vogueing", die Mischung aus Tanz und Posing, die die ältere Generation vermutlich noch von Madonna, die jüngere Generation aus Heidi Klums "Germany's Next Topmodel" kennt.
Anderer, nicht ganz unbedeutender Fakt: Dieser Film ist für mich ein wertvolles Zeitdokument, da die Bälle sonst kaum in dieser Art dokumentiert wurden, obwohl sie ein wichtiger Part der Identifikation für die Beteiligten waren - und die Szene war nicht klein! Leider sind die meisten der Darsteller seit langem tot, gestorben entweder durch AIDS-verbundene Todesursachen, oder durch Mord.
[Meine Lieblingsgeschichte ist, dass man nach dem Tod einer der Drag Queens eine mummifizierte Leiche in ihrem persönlichen Besitz gefunden hat. Aber das ist eine gaaaanz andere Geschichte!]

Für die, die sich dafür interessieren:
Paris is Burning (Jennie Livingston, 1990) (leider nur in Englisch)
Für die, die lieber Katzenbabys beim Schlafen/Toben zugucken:
Katzenbaby-Livestream

Ich geh jetzt die dritte Folge "Queer As Folk" am heutigen Tage gucken. Das ist inhaltlich recht trivial, überfordert mich aber zumindest nicht.

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